Im Mainstream auch zu Pünktlichkeit und Disziplin – Mancher ist Durchbeißer
„Olympisch“ und eben alle vier Jahre ist wissenschaftlich von Interesse, wie junge Menschen in Deutschland ticken. Und das Ergebnis 2016 ist überraschend: Subkulturen, die provozieren, gibt es kaum noch, denn die Teenager von heute wollen sein „wie alle“. Kaum noch ein Bedürfnis, sich von den Eltern abzugrenzen, so die Sinus-Jugendstudie hervor.
Mehrheitlich sei sich die Jugend einig, dass ein Wertekanon von Freiheit, Aufklärung, Toleranz und sozialerHaltng Werten gelten müsse, weil nur so ein ‚gutes Leben‘ garantiert sein könne, das man in diesem Land habe.
Dem „Mainstream“ zu folgen, gilt nicht als beschämend, denn das sei ein Schlüsselbegriff im Selbstverständnis und bei der Selbstbeschreibung: viele zwischen 14 und 17 Jahren wollen sein wie alle.
Und die Forschung will daraus erkennen, dass es eine „Sehnsucht nach Aufgehoben- und Akzeptiertsein, Geborgenheit und Halt gebe. Man sei bereit, sich anzupassen und akzeptiere Leistungsnormen und Sekundär-Tugenden wie Pünktlichkeit und Disziplin.
Doch den Muster-Jugendlichen gibt es nicht, viel eher sieben Milieus, die die wichtigsten Typen beschreiben und sich darin die Lebenswelten der 14- bis 17-Jährigen wie folgt darstellen:
Die Konservativ-Bürgerlichen orientieren sich laut den Forschern an Werten wie Familie und Heimat. Sie sind bodenständig, verbinden Tradition mit Verantwortungsethik.
Die Sozialökologischen sind besonders offen für alternative Lebensentwürfe. Sie sind sozialkritisch und orientieren sich an Begriffen wie Nachhaltigkeit und Gemeinwohl.
Die Expeditiven legen Wert auf Erfolg und Lifestyle, suchen in ihrem Alltag unkonventionelle Erfahrungen und testen immer wieder Grenzen aus.
Die Adaptiv-Pragmatischen werden von den Forschern in der Mitte des Lebensweltenspektrums gsehen. Sie verstehen sich als leistungs- und familienorientierter Mainstream und zeigen eine hohe Anpassungsbereitschaft.
Experimentalistische Hedonisten wollen sich am stärksten vom Mainstream abheben. Sie sind an Spaß und Szeneleben orientiert und leben im Hier und Jetzt.
Die materialistischen Hedonisten werden von den Studienautoren zur Unterschicht gezählt. Sie sind an Freizeit und Familie orientiert und fallen durch ein ausgeprägtes Markenbewusstsein in ihrem Konsumverhalten auf.
Unter den Prekären verstehen die Forscher Jugendliche mit schwierigem sozialem Start, die aber um Orientierung und Teilhabe bemüht sind. Sie werden als „Durchbeißer“ charakterisiert.
Hervorgehoben wird in der Sinus-Studie, dass die Jugendlichen fühlten, als Einzelne kaum etwas bewirken zu können.
Die Sinus-Jugendstudie entstand im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, dem Bund der Katholischen Jugend, der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, der Bundeszentrale für politische Bildung und der VDV-Akademie.
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