Weil der Apotheker zu ersten mal ausbildete, bat er die PKA zu Ende ihrer Lehre, sich das Zeugnis selbst zu formulieren. Mit ihrem Berufsschullehrer konnte – auch die Selbsteinschätzung – gelingen. Doch auch wenn jedes Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet ist, die Mitarbeiter-Leistung zu bewerten, gelten Zeugnisse meist eher als ein wenig konkretes Blah-Blah und keine Seite habe davon deutlichen Nutzen.
Wie aber lasen sich Zeugnisse weniger schablonenhaft und mit mehr Inhalt darstellen. Angeblich gäbe es doch keine klare Zeugnissprache. Soll man aber auf bewertende Aussagen tatsächlich verzichten??
„Man steige ab, wen man ein totes Pferd reite“, so die Weisheit der Dakota-Indianer, doch deutsche Arbeitgeber halten am Arbeitszeugnis bisheriger „Qualität“ fest. Denn man sich der Sache eher entledigen, die Fakten verschwimmen lassen, wenig Zeit dafür aufwenden und möglichst kein Verfahren vor dem Arbeitsgericht auslösen…
Insofern werde immer öfters auf individualisierte Leistungsbeschreibungen verzichtet, negative Aussagen werden „sinnvoll“ vermieden und man verwendet Standards aus Textbausteinen oder online-Vorschlägen.
An der Ernst-Abbe-Hochschule Jena hat man nun 200 Personaler als Schreiber und Auswerter befragt, um den Nutzen für das Personalmarketing zu ermitteln.
Was aber ist die Wahrheit über einen Mitarbeiter, der sich mit seinem Zeugnis woanders bewirbt…?
Gibt es wirklich so gut wie keinen Nutzen, nur Kosten für drei Millionen Zeugnissen pro Jahr in Deutschland??!!
Ist es somit ein klaglos hingenommenes und relativ „sinnfreies Ritual“, weil es eben, anders als oft publiziert, keine einheitliche und geteilte Zeugnissprache gebe. Auch nicht eine Notenskala für ein Gesamturteil…
Für Sender und Empfänger der Botschaft ist demnach kein präziser Informationsaustausch möglich, es herrsche Sprachverwirrung mit oder ohne den Mythos eines einheitlichen Zeugniscodes.
Fakten der Studie
* knapp die Hälfte der Zeugnisschreiber und der -auswerter sind nicht darin geschult
* nur jeder Zweite der Schreiber schätzt seine Zeilen in den Zeugnisse als bedeutend „hoch/sehr hoch“ ein.
* Zeugnisleser sehen mit jeweils 27 von 100 eine „sehr hohe“ oder „hohe“ Aussagekraft, während 54 von 100 ein Zeugnis nicht ganz lesen…
* einer von Zweien über-liest ein Zeugnis in höchstens drei Minuten.
Kann sich was ändern?
Favorisiert wird „ein Verzicht auf jegliche Bewertung im Arbeitszeugnis“. Dazu möge der Arbeitgeber nur noch ein einfaches Zeugnis schreiben: welche Aufgaben hat ein Mitarbeiter wie lange und mit welchem relativen Zeitanteil ausgeführt. Damit wären Qualifikationen und Berufserfahrungen hinreichend fixiert.
Nur dies würde tatsächlich gelesen, während alles andere als „verschwurbelt und geschönt“ gelte.
Ergebnis der Studie: Bewertungen brauche kein Mensch!
Wolle man jedoch nicht ganz drauf verzichten, dann müsste ein Kriterienkatalog her, der vom Gesetzgeber mit standardisierter Skala autorisiert sei. Nur dies sichere den Vergleich auf gleicher Basis.
Und auch eine „spezielle 3er-Skala“ wäre nicht schlecht:
* „betriebsübliche Leistung“
* „weit überdurchschnittlich“ und im Ausnahmefall darf für Leistung und/oder Verhalten auch schon mal
* „unterdurchschnittlich“ stehen.
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