Einst drohte der „Bummer“, als man Mitte der 50er als Kind durchs Schlüsselloch auf den Fernseher spechtete und die Eltern deswegen an die Tür pochten. Wenn heute durchs Schlüsselloch nach dem „Christkind“ oder dem Weihnachtsmann gespickt wird, nach Erstellen eines Wunschzettels und erwarteter Bescherung, dann glaubt ein Heer von Kindern, dass eben diese beiden die Geschenke brächten und schnell wieder verschwänden. Zuvor war eventuell auch der St. Nikolaus samt seinem Ruprecht schon da…
Diese Mär beider (aller) Symbol-Figuren wird seit ewigen Zeiten ohne langes Nachdenken vermittelt. Ein zweifelhaftes Konstrukt, dass man in Frage stellen solle. Das jedenfalls sehen zwei Forscher in „The Lancet Psychiatry“ so, weil das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern darunter „leiden“ könne.
Nur wenig später fänden Kinder dann doch heraus, dass dies eben eine Mär sei, wenn nicht doch auch eine Lüge war, so Christopher Boyle, Uni Exeter (UK) und Kathy McKay, Uni New England, Australien).
Denn irgendwann ist Schluss, weil sich Eltern, Geschwister oder Dritte verplappern. Und dann ergeben sich mehrere Fragen.
War die Geschichte erlogen, dann geraten Feen, Zauber, ja selbst das Christkind ins Wanken. Vorbei die Realitätsflucht. Weihnachten sei nicht mehr wie früher…
Mythen. Doch gibt es auch Fürsprecher für die Lüge, die gar zur Bereicherung werden könne, so der Psychologe Peter Walschburger, Berlin.
Er sieht in Mythen, Märchen und Ritualen den „wohltuenden Gegenpol“ zur rationalen Welt.
Denn der Menschen brauche beides: aufgeklärtes Denken und den Zauber, der gar zur Tradition werde fürs Heimatgefühl, die Sicherheit, den Trost und die soziale Verbundenheit.
Und schließlich lasse sich auch Moral mit Gut und Böse erklären. Was bis zum vierten Lebensjahr noch nicht als Realität und Fiktion unterscheidbar sei, werde danach zur Perspektiven andere Menschen zu verstehen.
Vom Santa Claus berittene Rentiere seien Gelegenheit zum Dialog, man eine Geschichte erklären, die einen wahren Kern oder eine gute Botschaft enthalte.
Authentisch sei/ist dagegen die Weihnachtsgeschichte, so der Religionspädagoge Albert Biesinger, denn an Weihnachten feiere man in der christlichen Welt die Geburt Jesu. Und weil Jesu ein Geschenk von Gott an die Menschheit war, gäbe es heute auch Geschenke für Kinder, Partner und nahe Verwandtschaft. Ein Geschenk also auch von Mama und Papa, die einen liebhaben.
Wer nun aber doch die Illusion vom Weihnachtsmann aufbaue, habe selbst etwas davon, so Boyle und McKay.
Man sei in der Lage, in eine Zeit zurückzukehren, in der man selbst glaubte, dass eine solche Magie möglich sei, weshalb man selbst wieder zum Kind werde.
Vergleichbar sei dies alles mit dem Faible Erwachsener für Kinderbücher und -filme wie Harry Potter.
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