„Nicht für die Schule, sondern fürs Leben“ sei zu lernen, was für einige Fächer, die nicht auf einen Berufswunsch abzielen, sicher nicht stimmt. Und doch braucht der BWLer im Studium den Tangens, weil Gegenkathete (Kostenhöhe) durch An-Kathete (Mengenabschnitt) die Durchschnittskosten für den Output X ergeben oder eben den gesamten Verlauf dieser Kosten.
So könnte es an den Lehrpläne und am „Runterbrechen desselben“ durch überforderte Lehrer auf das Schülerniveau liegen, wenn Prof. Fritz Reheis, Lehrbeauftragter am Lehrstuhl Allgemeine Pädagogik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg für eine „eine Entschleunigung von Schulen und Hochschulen.“ Denn noch immer gelte ein „Bulimie-Lernen“, das er kritisiert: „Hinunterschlingen, Herauskotzen und Vergessen.“
Denn die Bildungspraxis sei/ist die einer Fastfood- und Wegwerfbildung: mit hohem Druck in die Köpfe – Turbobildung eben.
Und obwohl die Prüfungen als der „eigentliche Lehrplan“ gelten, wird in knapper Zeit (??) von Lernenden gleiches Lerntempo erwartet, und diese im Wettrennen um gute Noten. Die Fächer und deren Inhalte zerlegt in mundgerechte Häppchen, didaktisch-methodisch oft von Lehrern angeboten, die es allzuoft gar nicht (mehr) gerne sind: Pendler im pädagogischen Job mi Blick auf Ferien, Beihilfe und beste „Alimentierung“.
Den Lernenden biete man Folien, Arbeitsblätter und Filmchen im 45- oder 90-Minuten-Takt, damit diese „schnell schlucken“, wenig kauen und bald satt sind.
Eine Bildung, die kaum kleben bleibt, und die nach Noten, Leistungspunkte, und Zeugnisse schnell wieder vergessen werden darf: von Sarte und dessen „Geschlossene Gesellschaft“ nie was gehört (s. Kandidat „Wer wird Millionär..?“ am 6. Februar 2017). Woher auch?
„Annäherung und Erschließen von Themen, das selbst organisierte Zusammenarbeiten, das versuchsweise Wechseln der Perspektive, das Überprüfen der Resultate, eigene Fragen“ – alles Fehlanzeige. Eher noch das ELV, das Eigenverantwortliche Lernen mit einem Skript, das Infos vorgibt, die in Aufgaben abzuarbeiten sind.
Und so führt der Bildungsprozess halbwegs willige Arbeitskräfte, gut lenkbare Konsumenten und meist gesetzestreue Untertanen.
Ist noch wer mündig? Hat noch wer einen Eigensin, ist verantwortungsfreudig, ein widerständigen Wirtschafts- und Staatsbürger?
Die Alternative wäre, beim Lernen achtsamer mit Zeit umzugehen. Nicht die Programmzeiten der Ökonomie, sondern die Eigenzeiten des Lebens sind maßgeben.
Je mehr Beschleunigung im Alltag, desto wichtiger, das „Innehalten zu lernen, zu üben und zu genießen“: die entschleunigte (Hoch)Schule möge zur Selbstkultivierung des Menschen beitragen (Immanuel Kant).
Doch wo sind die Orte, wo sich „Generationen und Fachperspektiven begegnen, wo in aller Ruhe über den gemeinsamen Weg nachgedacht werden kann.
Orte, an denen individuelle und kollektive Prägungen konvergieren. Solche, wo Persönlichkeitsbildung und politische Willensbildung die Weichen in die Zukunft stellen.
Prof. Fritz Reheis: Beide sind existenziell aufeinander angewiesen. Genau diese Möglichkeit zur Autonomie ist es, die den Menschen aus der Welt der Tiere heraushebt. Wir sollten sie nutzen und Widerstand leisten, wo diese bedroht ist.
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