Geheimnis für ein langes Lebens – Oder vom badischen Ikigai
In der Baden-Württembergstadt sind vom Geburtsjahrgang 1917/18 inzwischen alle verstorben. Halt, nein! Denn Paula S. wurde jüngst „in guter physischer und geistiger Verfassung“ 100 Jahre alt und ist damit die letzte Vertreterin auch ihres Einschulungsgjahrgangs. Die Vorletzte im Heilig-Geist-Spital war Luise B. Sie starb zwei Monate vor ihrem 100., denn sie wollte keinen weiteren Geburtstag feiern. Und sie wollte auch ganz bewusst gehen….
So hat Paula S. in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wohl nur vom „Spiegel“ gehört, der im April 2017 damit titelt, ob es denn reizvoll wäre, auch noch weit älter als 100 zu werden. Und von „Ikigai“ hat sie wohl noch weniger gehört und schon gar nichts gelesen.
»Nur wenn du aktiv bleibst, wirst du 100 Jahre leben wollen«, besagt ein japanisches Sprichwort.
Und so gilt ein besonders asiatisches Konzept als der internationale Bestseller: das japanische Ikigai. Was sich frei übersetzen lässt als „Glücklich sein, weil man immer beschäftigt ist“. Wie das funktioniert, werde an den täglichen Gepflogenheiten der weltweit langlebigsten Menschen gezeigt.
Man ist also in Japan überzeugt davon, dass jeder Mensch ein Ikigai habe: den einen, den guten Grund zu leben. Finde man diesen Grund, öffne sich einem die Tür zu einem glücklichen und langen Leben, heißt es in dem japanischen Dorf, wo die langlebigsten Menschen wohnen.
Bei Ikigai kommen Leidenschaft, eine Aufgabe, eine Berufung und ein Beruf zusammen, und im Idealfall führt es dazu, dass jeder Tag mit Bedeutung erfüllt ist.
Ikigai gilt als „der Grund, weshalb wir morgens aufstehen“. Ikigai ist auch der Grund, warum viele Japaner nie wirklich in Rente gehen und so gibt es im Japanischen auch keinen Redewendung, der der entspricht vom „sich zur Ruhe setzen“.
Japaner bleiben aktiv und arbeiten das oder beschäftigen sich mit dem, was ihnen Freude bereitet, denn erst dann haben sie in ihrem hochbetagten Leben echte Erfüllung gefunden: sie sind glücklich, weil sie immer beschäftigt sind.
„Die Dauer des Lebens verändert nicht seine Qualität, nicht, wie wir es empfinden. Wer es sich in 70 Jahren nicht nett macht, dem werden auch 800 weitere Jahre …nicht weiterhelfen.“ (Spiegel-Essay; Nils Minkmar; 16/2017.
Für das Buch vom „Ikigai“ haben die Autoren Bewohner des japanischen Dorfes mit dem weltweit höchsten Anteil an Hundertjährigen befragt: Ikigai enthülle, welche Geheimnisse hinter ihrer Langlebigkeit und ihrer Zufriedenheit stecken.
Man erfahre, wie und was sie essen, wie sie sich bewegen, wie sie arbeiten, wie sie Zusammenarbeit und Gemeinschaft fördern, und dahinter stecke ihr größtes Geheimnis.
Wie aber finden die alten Japaner das Ikigai, das zu ihrem zufriedenen Leben führt? Reicht ein Buch, um auch für Europäer praktische Ratschläge zu finden, die darin unterstützen, sich auf die Suche nach dem westlichen Ikigai zu machen…
Wer will nicht auch alt werden und dabei ewig jung bleiben? Von „Xundheit“ ist in der PR aber zunächst keine Rede. Doch zeigen angeblich praktische Anleitungen, wie man sein eigenes Ikigai entdeckt. Als „kleine Offenbarung“ gelten zahlreich eingeflochtene Erzählungen der Hundertjährigen, die ihr Ikigai-Geheimnis preisgeben.
P.S.
Paula S. geht noch immer und Luise B. ging wöchentlich in die Bastelstunde, zum Gedächtnistraining, gelegentlich in den wöchentlichen Gottesdienst, beide wurden mehrfach die Woche von Sohn oder Tochter besucht …und waren beide vor circa 25 Jahren Witwe geworden.
Und wer 99+ erreichte, dem war es wohl auch vergönnt bis zur Goldenen Hochzeit oft machen zu können, zu wollen und zu dürfen, was ihnen nicht erst nach der Kinderziehung in den Sinn kam…also wohl „badisches Ikigai“.
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