Sind langfristig die Therapieplätze gefährdet? -Private mit Vorteil….
Nicht nur im alemannischen Sprachraum wird über unruhige Ruheständler ironisiert, dass viele von diesen „wegen jedes Furzes zum Doktor gingen“. Dass es jedoch längst tausende Personen gibt, die an Depressionen, Burnout oder Suchtkrankheiten leiden und längst akut einen Therapieplatz bräuchten, hilft mit einem schnellen Montagsbesuch und viel Geduld im Wartezimmer statt ’ner Psycho-Therapie auch nicht…
Denn wer Hilfe und Therapie bei einem Psycho-Therapeuten oder noch besser bei einem stationären Aufenthalt sucht, muss allzu oft monatelang auf einen Termin oder eine Aufnahme warten. Um dies zu ändern, sind seit Anfang April 2017 einige Neuregelungen wirksam. Doch das scheint nach Ansicht von Insidern nicht auszureichen.
Denn für Patienten können die Änderungen langfristig auch Nachteile haben.
Und dennoch soll psychisch Erkrankten künftig schneller geholfen werden, weil Psychotherapeuten seit dem 1. April 2017 unter anderem regelmäßig eine Sprechstunde anbieten und Erkrankte in einem Erstgespräch beraten müssen. Weiter gilt ein vereinfachtes Antragsverfahren und die mögliche Akutbehandlung.
Um jedoch Behandlungen grundlegend zu verbessern und monatelange Wartezeiten zu vermeiden, muss die veraltete Bedarfsplanung bei der Psychotherapie angepasst werden.
Ist doch zu unterscheiden, ob Patienten auf eine psychotherapeutische Sprechstunde oder auf einen langfristigen Therapieplatz warten.
Die neu verpflichtende Sprechstunde soll also möglich machen, akute Beschwerden einzuschätzen oder gar zu diagnostizieren, um ernste psychische Erkrankungen auch erkennen zu können. Das aber garantiert nicht auch den schnellen Therapieplatz, sind Praxen doch überfüllt und die Kapazität begrenzt.
Was aber wird sich durch die neuen Richtlinien bei den Psychotherapeuten ändern? Werden es weniger Therapieplätze wegen der möglichen Überlastung…?
Denn statt bisher 30 Therapiestunden wöchentlich für 30 Patienten zwingt die Neuregelung zu 100 Minuten wöchentlich für die Akut-Sprechstunde. Wird also insgesamt nicht mehr Zeit geboten, können rechnerisch nur weniger Sitzungen angeboten werden.
Somit steht die Bedarfsplanung im Fokus, die auf Daten aus 1999 basiert: die Praxen der Therapeuten wurden dem Bedarf gleichgesetzt. Das ist jedoch längst hinfällig.
Denn aktuell ist der Gang zum Psychotherapeuten kein Tabu mehr, weil Betroffene ihre Beschwerden nicht mehr verharmlosen und auf Besserung wie bei einer Grippe warten.
Erkrankte nehmen in jüngster Zeit viel eher Hilfe in Anspruch, was ein Mehr an Patienten verursacht. Weil aber Therapeuten eher in großen Städten als auf dem Land tätig sind, geht dies an lokalem Bedarf oft vorbei. Somit haben viele Patienten große Probleme, einen Termin zu bekommen.
Im Ergebnis sind Psychotherapeuten also oft auch schlecht verteilt, weil man sich eigentlich nur auf freie Kassensitze als Nachbesetzung bewerben kann. Neue Sitze entstehen jedoch eher nicht.
Ohne ein Nachwuchsproblem bleibt es jedoch wohl so, dass man sich nach Ende der Ausbildung nur auf einen freien Sitz bewirbt, wenn eben ein älterer Kollege in den Ruhestand geht.
Der Apotheker mit seinem Sortiment an Anti-Depressiva lässt grüßen…und die PKV-ler werden stationär längst aufgenommen….
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