Was ist ein Halb durch ein Halb?
„Bildung, du Kuh, und Anstand, du Simpel!“, meinte einst die Großmutter, wenn einer wenig wusste, er sich dumm stellte oder wenn einer durch Fehlverhalten auffiel. Nicht nur an den Hochschulen, auch in Ausbildungsbetriebe beklagt man fehlende allgemeine Kompetenzen, sondern auch mangelnde Mathe-Kenntnisse. Warum aber kommt so wenig raus im Mathe-Unterricht?
Es gilt wohl, dass der Mathematik-Unterricht „in einer katastrophalen Situation“ ist. Noch nicht mal mehr die Grundlagen der Mittelstufe würden den Schülern abverlangt, wie Lehrer, Dozenten und Hochschullehrer und Eltern in einem öffentlichen „Brandbrief“ beklagen.
So seien es die Bruch-Rechnung, die Potenz- und Wurzelrechnung, die binomischen Formeln, die Logarithmen, die Term-Umformungen sowie die Elementar-Geometrie und Trigonometrie, die meist oder ziemlich fehlen…
Das nun führe dazu, dass eben auch immer mehr Abiturienten nicht mal mehr über die Kenntnisse der Mittelstufen-Mathematik verfügen, was als zwingend notwendig für die Aufnahme eines Studiums oder auch einer Ausbildung im dualen System gehöre.
Freier Fall also bei den fachlichen Anforderungen – jedoch nicht nur im Mathematikunterricht und dessen Didaktik.
Die Klagen Ausbildungsbetriebe und Hochschulen, politisch geschönt von falschen Versprechungen, werden immer lauter. Die Schuld sieht man darin, dass seit PISA eine reine Kompetenz-Orientierung verordnet sei, die auf grundlegende fachliche Inhalte verzichte.
Ursprünglich war die Fachdidaktik in den 70er Jahren im deutschsprachigen Raum eingeführt worden, um die Lücke zwischen dem Fach selbst und dem Fachunterricht zu überbrücken. Dementsprechend waren Fachdidaktiker der ersten Generationen meist in ihrem Fach ausgewiesene Experten, waren darin promoviert und hatten darin zumindest Teile ihrer Forschung publiziert…
Doch nach PISA 2000 verabschiedete man sich zunehmend von diesen Voraussetzungen. Die “moderne“ Fachdidaktik sollte zur „Vermessung des Bildungswesens“ beitragen – ausgestattet mit üppigen Drittmitteln.
So lieferten viele Fachdidaktiker vor allem die empirische Bildungsforschung, kamen jedoch weder aus dem Fach noch aus der Unterrichtspraxis. Man erstellte fragwürdige Kompetenz-Modelle, Kompetenz-Stufenmodelle, Kompetenz-Entwicklungsmodelle und textlastige Aufgaben. Und das alles bei Leseschwäche vieler.Die Themen gehör(t)en dabei jedoch überwiegend weder zur Mathematik noch bereichern sie den Schulunterricht stofflich.
Nun, denn… Ist ein Halb durch ein Halb dann doch ein Ganzes…?
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