„Und…? Wonach suchen Sie so im Internet…? – Welche Werte waren den Internet-Nutzern wichtig, wenn diese sich tagtäglich, mehrfach die Woche oder aber auch nur ab und an mit dem Netz und dessen „Legionen an Seiten“ beschäftigten. Waren es soziale Netzwerke, nur das online-banking oder sämtliche Schnäppchen-News-Letters oder doch nur Google…grad mal so…?
Jetzt ist die Rede vom Werte-Index 2012, der angeblich zeigt, wie häufig und in welchen Kontexten zwölf grundlegende Werte im deutschsprachigen Web aufgerufen und besprochen wurden.
Waren doch 52,7 Millionen Bundesbürger ab 14 Jahre in Untersuchungszeitraum 2011 aktive Internet-Nutzer, was drei Vierteln der Bevölkerung entspricht.
Doch reichen diese Daten, um die Ergebnisse des Werte-Index als aussagekräftig für den Wertewandel in Deutschland zu betrachten? Erstmals wurden 2009 die ersten Erhebung eines Werte-Index bestimmt, die dann auch die Veränderungen im Leben und das Mind-Set deutscher Internet-User dokumentierte 1).
Man darf wohl akzeptieren, dass der Wert „Freiheit“ an der ersten Stelle zu stehen kommt; als der sich steigernde Wunsch nach Unabhängigkeit von übergeordneten, undurchsichtigen Strukturen wie staatlichen Einrichtungen oder Finanzmärkten. Eine „Freiheit“, die nicht ein Mehr an freier Auswahl oder mehr Individualität, sondern Autonomie bedeutet.
Als Werte-Aufsteiger gilt die „Gemeinschaft“ – für 2012 auf dem vierten Rang und 2009 noch auf Platz zehn. Je unsicherer die Zukunft, ohne dass staatliche Institutionen mehr Sicherheit bieten, wird Rückhalt verstärkt in übersichtlichen Gemeinschaften und Netzwerken unter Gleichgesinnte gesucht.
Da dürfen dann auch die Werte „Familie“ und „Gesundheit“ nicht fehlen, die in 2009 weiter gut platziert sind. Familie als ein Ort von Wärme, Ruhe und Geborgenheit in einer Welt der ständig geforderten komplexen Leistung und als wichtiges Wunschbild, das sich nur schwer realisieren lässt.
Was tun mit den Werten „Erfolg“ und „Natur“ ?
Schneller, höher, weiter – Ansprüche an den Erfolg, der sich oft doch nur finanziell und mit mehr Stress einstellt. Eher also Abstieg für den Wert „Erfolg“. Erfolg nach ökonomischer Betrachtung wird in zweifelhaften Zeiten dann doch den persönlichen Zielen und dem eigenen Wohlbefinden untergeordnet.
Ein Wertewechsel der auch für „Natur“ gilt, weil in Krisenzeiten individuelle Interessen gegenüber selbstlosen Zielen verstärkt in den Mittelpunkt. Verantwortungsvolle User suchen Natürlichkeit dann doch eher wieder bei sich selbst.
Und weil ohne Leitbilder „Werte“ kaum zu vermitteln sind, werden diese auch zum wichtigsten Medium zwischen Unternehmen und Kunden.
Sind Konsumenten längst überaus kritisch, sind sie dies auch wegen ihrer vielfältigen, teils widersprüchlichen Interessen als Kunde, Mitarbeiter, Familienmensch, Bürger und Sparer oder Verbraucher.
Wer gewerblich was anbietet, dem reicht ein einseitiger Marken- und Produktfokus auf Ästhetik oder Funktionalität nicht mehr aus, weil der User zum bisherigen Emotional Design jetzt auch Trust-Design 2) erfodert.
1) Werte-Index 2012″ bei Amazon, Hrsg. Peter Wippermann (Trend Büro) und Jens Krüger (TNS-Infratest)
2) Online-Gütesiegel zählen neben Garantien, Kundenbewertung und einem professionellem Design zu den vier Säulen des “Online-Trust”, also des Kundenvertrauens.
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