In der großen Politik zitierte man gern oder ungern auch schon mal den politischen Gegner, sorgt damit für intellektuelle Höhen oder auch nicht, und auch diejenigen, die beruflich näher dran sind am Parlament und dessen Geschehen als es der gemeine Bürger ist, sind manchmal gut bis sehr gut, so dass man sie zitiere. Vor allem, wenn ihr täglicher Newsletter Gehalt hat, woran der Blogger erkennt, dass Lesenswertes oft „mir nix dir nix“ zunächst digital in die politische Provinz gelangt…
Drum zitieren wir heute mal das Mittwochs-Intro vom 6.9.2017 des Michael Bröcker, Chefredakteur der Rheinischen Post.
„Er war sicher einer der Klügsten im Deutschen Bundestag, aber das Problem des Norbert Lammert war eben auch immer: Er wusste es. Die Beliebtheitswerte des scheidenden Bundestagspräsidenten aus Bochum waren bei den Kollegen im Parlament (und in den Ministerien) durchwachsen. Legendär ist das Bonmot von Unionsfraktionschef Volker Kauder, der beim Besuch von Papst Benedikt im Bundestag mit Blick auf Lammert sagte, nun säßen „zwei Unfehlbare“ im Parlament. Lammert konnte arrogant wirken, dabei war er nur historisch bewanderter, rhetorisch filigraner als andere. Mit dem Botschafter des Biers konnte man durchaus auch ein harmlos-humorvolles Geplänkel bei einem Glas Pils abhalten. Von seinen Fähigkeiten waren indes selbst seine Kritiker überzeugt. Zwei Mal lehnte er das Amt des Bundespräsidenten ab, weil seine Frau, eine bodenständige Lehrerin, sich den Stress nicht antun wollte. Es sind Leute wie Lammert, die der Demokratie guttun. Seine Leidenschaft für die Kernelemente der Demokratie, den fairen und offenen Meinungsstreit, die Unabhängigkeit des Parlaments, die Verlässlichkeit und die Transparenz der Institutionen, war groß. Nun verlässt Lammert den Bundestag.“
Michael Bröcker ist Chefredakteur der Rheinischen Post
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