Ist ein Fach Wirtschaft zwingend?
Wer sieben Jahre alt ist, der hat meist schon jede Mange Ahnung, was er mit seinem Taschengeld alles kaufen kann, und dabei ist der Knirps erst mal beschränkt geschäftsfähig. Doch er kennt Preise, Marken und meist auch die Grenzen seiner Kaufkraft. Muss deshalb die Schule aufs echte Wirtschaftsleben vorbereiten? Womöglich noch auf die Risiken eingehen, wenn man an der Börse zockt??
Klar, ökonomische Bildung tut not! Doch geht es ganz sicher nicht um die Tücken bei der Unternehmensgründung. Dann schon eher darum, dass man tatsächlich zur BGB-Gesellschaft wird, falls einer aus der Klasse im Sinne aller einen Bus bestellt oder ein Lokal reserviert: Einer für alle und alle für einen. Haftung also!
Muss man jedoch auch kreative Ideen für die große Rendite entwickeln? Nein, viele eher muss man Mädchen und Frauen stark machen, dass sie sich bewusst machen, wie es werden kann, wenn man sich in der Ehe mit Kindern allein der Hausarbeit hingibt oder man eben Teilzeit arbeitet, auch ohne Oma. Denn Arbeit heißt später immer auch Rente, und eventuelle Trennung heißt meist immer auch Konsumverzicht.
Warum also sollen Jugendliche recherchieren, ob und wie man das Bargeld abschaffen kann, wo die Senioren nie und nimmer mit Karte zahlen wollen oder sie es nicht mehr unter Kontroll haben…
Drum also die Frage: Wie viel Wirtschaft soll und darf es in der Schule sein?
Okay, ökonomisches Wissen gilt als „essentiell“ und wertvoll, doch muss man deshalb ein „Unternehmergeist-Projekt“ verpflichtend für alle Schüler nachäffen?
Sind doch Arbeit und Beruf nicht in jedem Fall auch auf Selbständigkeit gerichtet, denn Arbeitnehmer sind nun mal unselbständig.
Geschäftsideen für eine Schülerfirma könnten Persönlichkeit stärken, wie Studien ergaben. Doch ein reguläres Schulfach sollte in erster Linie über das oft auch zweifelhafte Gebaren der Banken bei Zinsen, Vorschusszinsen, Valuta oder Bürgschaften informieren.
Doch das ist nicht genau das, was auch der Bundesverband deutscher Banken seit zwanzig Jahren fordert. Auch viele Unternehmen, Wirtschaftsverbände und Industrie- und Handelskammern stimmen lautstark ein, weil sie sich wirtschaftlich vorgebildete Schulabgänger wünschen und kritisieren, dass Schule auf vieles vorbereite – aber nicht auf das echte Wirtschaftsleben.
Konzerne bieten daher Lehrerfortbildungen an, Sechzehn der 20 umsatzstärksten deutschen Unternehmen stellen eigene Unterrichtsmaterialen her, die sie den Lehrern zur Verfügung stellen.
Doch Kritiker wie der Sozialwissenschaftler Tim Engartner mahnen, die Unternehmen würden darin mitunter für ihre Produkte werben oder wollten Mitarbeiter rekrutieren und auch noch das Weltbild der Kinder und Jugendlichen prägen.
Denn die Schüler sollen ökonomische Prozesse möglichst aus einer unternehmerischen Perspektive betrachten, wobei sie allenfalls soziale Aspekte vernachlässigen.
So liest sich in manchen der Unternehmens-Lehrhefte. dass die freie Marktwirtschaft gut sei, der regulierende Staat hingegen schlecht..
Auch Projekte wie die Gründerwoche sieht der Soziologe eher kritisch, wenn Schüler-Workshops von Unternehmern angeleiert werden. Geht es eben nicht allein darum, den Schülern lebensrelevante Kompetenzen zu vermitteln, sondern auch ums möglichst positive Unternehmerbild.
Wichtig jedoch sind Fragen wie
„Was unserer Gesellschaft fehlt, ist Empathie“;
„Wie manipuliert uns die Werbung?“,
„Wie beeinflussen Lobbygruppen Politiker?“
„An welche Grenzen stößt der Staat, bei multi- und transnationalen Unternehmen?“
Doch sind vielen Kritikern auch hier mal wieder Lehrer zu schlecht ausgebildet für den Wirtschaftsunterricht? Denn Lehrer, die Sozialwissenschaften unterrichten, gelten selten als ökonomisch ausgebildet. Und das führe zu ganz anderen Schwerpunkteen.
Und auch die politische Bildung komme oft noch viel zu kurz, ebenfalls die Informatik, und in der Grundschule ist zu fragen, ob die Kinder nicht doch mehr Zeit fürs Lesen und Rechnen bekommen sollten?
Fazit:
Schulen müssen mehr Zeit bekommen für ökonomische Bildung und für Projekte, die die Schüler an denen sie praktische Problemen erfahren
Also her mit den qualifizierten Lehrer – ohne Manipulation durch Unternehmen.
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