Die Rheinische: Tages-Mail-Post vom Chef-Redakteur
Nicht in jedem Fall sind Kommentare, Glossen oder eben die klassischen Berichte der Redakteure von hoher oder gar höchster Qualität. Bei BILD schon gar nicht. Aber das weiß man eigentlich…
Doch nun ist es angezeigt, mal ein Avis auf einen Artikel vorzustellen, der vom Chef der Rheinischen Post stammt, dem Stefan Weigel.
„Sind wir zu dumm zum Abschieben?“, fragte uns die „Bild“-Zeitung gestern großbuchstäblich von ihrer Titelseite herab. Hm, dachte ich: Ja – möglicherweise seid ihr zu dumm zum Abschieben. Wahrscheinlich sogar. Aber, dachte ich ohne große Unterbrechung weiter: Da müsst ihr gar nicht traurig sein, denn zum Glück seid ihr dafür auch nicht zuständig. Doch dann wurde mir klar, dass die „Bild“-Zeitung mit „wir“ möglicherweise gar nicht die eigenen Redakteure meinte, sondern irgendeine Gruppe von Menschen, die für Abschiebungen zuständig sein könnte. Vielleicht die Mitarbeiter des Bamf, die Gerichte des Landes NRW, die Bundespolizei oder Seehofer Horst und seine Gehilfen. Aber würde man dann auf seiner Titelseite nicht eher fragen: „Seid IHR zu dumm zum Abschieben?“ Oder meint die „Bild“ mit „wir“ vielleicht eine ganz andere Gruppe von Menschen? Alle, die gern selbst abschieben würden, zum Beispiel? Oder sogar alle Deutschen? Oder wenigstens alle Deutschen, die auch deutsche Vorfahren haben? Ich war verwirrt. Kann es wirklich sein, fragte ich mich, dass die Bild-Zeitung dich in dieses „Wir“ einschließen will? Ich möchte nämlich nicht Teil eines „Bild“-Zeitungs-Wir sein – egal ob wir jetzt gerade Papst sind, Weltmeister oder zu dumm zum Abschieben. Ich finde dieses „Wir“ übergriffig, anmaßend und ausgrenzend. Leider hat sich diese Unsitte im Journalismus ziemlich breitgemacht; auch die Rheinische Post ist gegen diesen Wirus nicht immun. „Wir“ erklären dann meist, warum „wir“ den Rhein so lieben oder so gern Alt-Bier trinken, manchmal sogar beides gleichzeitig.“
Und dazu hat sich Dorothee Krings sich das Phänomen einmal genauer angesehen und beschrieben, warum Journalisten oft „Wir“ sagen, wenn sie eigentlich etwas ganz anderes meinen…
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