Doch auch Akademiker unterschreiben wie Analphabeten
Befragt man Lehrkräfte, wie gut Schülerinnen und Schüler von Hand schreiben können, ist die sog. Schreibmotorik, die zur Schrift führt, das Entscheidende. Dabei werden bestimmte Hirnareale aktiviert (oder auch weniger), die dadurch das Lesen- und Schreiben-Lernen unterstützen. Und eben deshalb spielt Handschreiben eine entscheidende Rolle für die Bildung.
Bestimmt wird eine gute Handschrift von deren Lesbarkeit, dem Schreibtempo und der Ausdauer. Neben der Leserlichkeit sollte Schrift dem Schreibenden leicht von der Hand gehen, um unverkrampft und ausdauernd schreiben zu können.
Doch ist leider zu beobachten, dass die Lesbarkeit der Handschrift bei Schülern immer schlechter geworden ist, deren Ausdauer zurückging und sie schnell ermüden. Dabei weiß man längst, welche positive Wirkung das Handschreiben auf die Lernfähigkeiten hat.
Ergebnis und Einsicht: nach der vierten Klasse wird oft nicht der von der Kultusministerkonferenz geforderte Kompetenzstandard einer lesbaren und flüssigen Handschrift erreicht.
Grundsätzlich geht es beim Handschreiben um mehr als darum, schön zu schreiben, denn Handschreiben gilt als ganzheitlicher Lernprozess.
Hat doch die Wissenschaft belegt, dass Handschreiben bedeutend ist für das Lernen und die Bildung.
Denn das Handschreiben bildet motorische Fähigkeiten aus, die auch „Spuren im Gehirn“ hinterlassen.
Dies sichert, dass Sachverhalte besser abgespeichert werden, womit schreiben auf zwei Arten hilft: * durch die motorische Bewegung und durch die Verarbeitung im Gehirn; ein Vorteil des Handschreibens wider das Schreiben am Computer.
Wer mit der Hand schreibt, überlegt genauer was er schreiben will und wie er es schreiben will. Hiermit wird die Logik stärker geschult.
Gleichzeitig entwickelt sich eine bessere Wahrnehmungs- und Denkform.
Eben deshalb müssen Schreibmotorik und Schreiben stärker in den Lehrplänen vorkommen. Schon eine Stunde schreibmotorische Förderung pro Woche zeigt Wirkung.
Wie aber, wenn bereits Junglehrer in der Lehrerausbildung zu wenig Bewusstsein für das Handschreibens haben, weil sie selbst „nicht schön schreiben“, und dies mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung.
Doch es braucht auch analoge Tätigkeit, um motorische Fähigkeiten, aber auch die Denkfähigkeit zu schulen, weshalb analoges und digitales Lernen nicht im Widerspruch, sondern sich ergänzen.
Und dies zum Beispiel am interaktiven Whiteboard, am Augmented Paper, am Tablet und mit dem Stylus Pen: das Medium ändert sich, aber die Handschrift wird noch immer gebraucht.
Fazit: Tippen am Computer kann das Schreiben von Hand beim Lernen nicht ersetzen, weil charakteristische Buchstabenformen geschrieben werden.
Dis wird im Gehirn verarbeitet, was wiederum das Schreiben- und Lesenlernen unterstützt. Deshalb können Schreibanfänger Buchstaben, die sie zu schreiben gelernt haben, besser erkennen.
Ein Problem beim Handschreiben: mehr Kinder kommen mit motorischen Defiziten in die Grundschulen als früher? Gepaart mit Aufmerksamkeitsdefizit.
Ein weiteres Problem, dass nicht nur ein deutsches ist: 20 Prozent der Jugendlichen und etwa 75 Millionen Erwachsene in Europa verfügen nur über unzureichende Lese- und Schreibfertigkeiten….Prost Mahlzeit! Oder: Ach, die lieber mein Bachelor…
Lehrerverband Bildung und Erziehung VBE meint
Schreiben mit der Hand gefordert
Die Bedeutung, mit der Hand zu schreiben, hat der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) unterstrichen:
„Wer glaubt, moderne Medien wie die Tablets und Smartphones machen das Erlernen der Handschrift überflüssig, der irrt gewaltig“, erklärte der VBE-Bundesvorsitzende Beckmann Ende Januarin Berlin beim Internationalen Tag der Handschrift.
Er verwies auf wissenschaftliche Studien: „Beim Handschreiben werden deutlich mehr Gehirnregionen aktiviert als beim Tippen auf digitalen Endgeräten. Wenn ich mit der Hand schreibe, muss ich genauer planen und mir überlegen, was und wie ich es schreiben will.“
Dabei werde insbesondere „das logische Denken stärker geschult“.