Meist mit dem Rücken zur Klasse? – Gibt es Schülerphobie?
„Sie nennen sich Kollegen, weil sie sich so megen…“, meint der schwäbische Schulleiter, weiß aber auch, dass sie weit her pendeln, sie ihren Beruf als Job verstehen und viele auf die nächsten Ferien warten… Und wehe, der Stundenplan ist mies, dann zupft jedes Zipperlein und führt zu Unterrichtsausfall.
Sind sie aber auch „desinteressiert oder autoritär“? – Im schlimmsten Fall seien sie beides, wie Lehrerin Sigrid W. ihre Kollegen erlebt hat. Sie maßt sich deshalb auch an zu benennen, wer den Job lieber nicht machen sollte.
Und an wie viel schlimme Situationen kann sich der Pensionär erinnern, die er auch über den Flurfunk mitbekam. Und es gab wahrlich auch Machtspielchen im Lehrerzimmer, Willkür gegenüber Schülern, geschürte Angst und gedemütigte Schüler?
Doch eines darf man nur bedingt annehmen, dass in deutschen Lehrerzimmern grundsätzlich Inkompetenz, Neid und Machtmissbrauch herrsche. Klar gibt es Frust, doch kann der Lehrerberuf auch Spaß machen.
Wer jedoch, wie Sigrid W. Jahrgang 1956, grad mal 22 Jahre lang Lehrerin war und das auch an „weiterführenden Schulen in Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit der Fächer-Kombi Englisch und Arbeitslehre/Technik“, der darf dann auch frustriert sein, wenn er in zehn (??) weiteren Fächern vor Schülern gestanden hat. So macht sich dann auch ihr Buchtitel gut, wenn man mit „Das Problem sind die Lehrer“ auf ehemalige Kollegen eindrischt.
Denn Lehrer waren nicht schon immer „ein Problem an den Schulen“, nur weil jeder mal zur Schule ging und sich dabei zu erinnern glaubt, es sei ein System auch Hierarchie, Macht und Gewalt gewesen.
Falsch, denn es gab Lehrer, die gaben nie Hausaufgaben, trotz Hauptfach nicht und stellten sich dem kollegialen Vorwurf, zu gute Noten gegeben zu haben…
Doch heute werde Macht vor allem psychisch ausgeübt, weil man Kinder in der Schule oft klein mache…den Frust an ihnen auslasse und somit als „Problem vor der Klasse“ stünden.
Kam es hier zur falschen Personalauswahl? Das mag schon sein, weil es vielen Lehrern schwerfällt, mit Kindern gemeinschaftlich zu lernen.
Käme es doch vor, dass Schüler auch mal mehr wüssten als ihre Lehrer, was nun mal gar nicht förderlich sei und Notenspielchen zur Folge hätte.
Quatsch! Denn selbst, wenn es bei der Korrektur von Arbeiten mal „zu einem falschen Fehler“ führte, kann der gute Lehrer loben, dass dies entdeckt wurde.
Klar gibt es auch Lehrer, denen Autorität fehlt, aber deshalb ist man nicht gleich schlecht und straft auch nicht bei jeder Kleinigkeit.
Und dann ist da noch die Tatsache ob Grundschule, Hauptschule, Mittelschule oder Gymnasium! Da gibt es nämlich in der Lehrer-Quali alle möglichen Varianten.
Und was meint Sigrid W.? Lehrer seien hilflos, unsicher und frustriert…
Aber doch nicht mit A13 oder in A14 und das auch noch als Vertrauenslehrer.
Klar nehmen manche nicht wahr, wie sie wirken und geraten schon mal in eine Opferrolle. Aber mit dem nötigen Auftreten geht alles. Und man kann jeden Schüler auch schon mal in eine andere Bank setzen.
Denn unerzogene Kinder sind das Produkt ihrer Familien. Darf deshalb die Gesellschaft fordern, dass sich auch die Schulstrukturen und der Unterricht zu ändern haben.
Und Sigrid W. weiß als „Oberlehrerin“: der Großteil der Lehrerschaft hat noch nicht verstanden, wo es hingeht. Die gehen tagtäglich zur Schule, weil man da eben hingehen muss – und nicht, weil sie lehren und selbst auch noch lernen wollen.
Bravo! Aber es stimmt nicht. Nicht nach exakt 40 Jahren an der Anstalt, wenn auch an der Kaufmännischen Schule mit BFW, Berufsschulklassen und Wirtschaftsgymnasium.
Und ich bekommen heute noch das Feedback von jenen, denen es bei mir gefallen konnte: Und mir reicht, wenn ich bei den zwei oder drei Lehrern dabei bin, die den heute 50+jährigen positiv einfallen.
Für mich eine niedrige, doch auch eine befriedende Quote! Natürlich gibt es richtig tolle und engagierte Kollegen, sogar ganze Schulen, in denen sich die Guten sammeln. Aber das sei oder ist leider die Ausnahme. Das System ziehe die Falschen an: verunsicherte junge Menschen, die nach der eigenen Schulzeit am liebsten da bleiben wollen, wo sie sich auskennen – in der Schule. Und die studieren dann Lehramt. Noch ein Quatsch!
Sigrid W. bleibt dran: Mangelnde Sozialkompetenz habe bisher nur wenige davon abgehalten, Lehrer zu werden. Lehrer würden also diejenigen, die früher in der Schule die Loser waren. Die werden dann Lehrer – und das sei oft genug wahr.
So hofft Frau W. auf Quereinsteiger, die wegen des Lehrermangels jetzt verstärkt in die Schulen kommen. Haben die den gesunden Menschenverstand, um zu erkennen, was ist denn hier los?
Glaub‘ das Ding nicht, dass eben diese den Laden vom Kopf auf die Füße stellen, denn die haben vom Schulbetrieb gleich gar keine Ahnung.
Und die Neu-Pensionärin W. ist sich sicher: Es müssen einfach andere Menschen ins Schulsystem.
Neue Lehrer für den härtesten Job der Welt. Solche mit Präsenz und Widerstandsfähigkeit, Humor und Lust aufs Gestalten. Und mit dem Willen, sich mit anderen guten Lehrern zu vernetzen. Nicht zu vergessen: die Ahnung von größeren Themen wie Gesundheit und Gehirnforschung.
Fazit eines Kollegen: Frau W., warum sind sie nicht geblieben und haben ihre 40 Jahre vollgemacht??
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