Freitag, der 24. Mai um 11.10 h im badischen Villingen: mit zwei Einsatzfahrzeugen sorgen vier Polizisten für fragende Blicke bei Rudi im Café am Riettor. Doch wenige später wird‘s klar: Hallo, ja natürlich, die ersten Oberstufenschüler lassen sich an ihren Plakaten im Format DIN A2 erkennen.
Noch zeichnet sich zwar nichts Genaues ab, doch dann gibt’s gar einen Handschlag zwischen den beiden Leadern der wohl angemeldeten Demo und dem Einsatzleiter in Unform.
Und dann die Überraschung, die Südstadtschule läuft auf mit geschätzten 50 bis 60 Grundschulkindern samt ihren Lehrern, ausgestattet mit Plakaten, wie die Schule diese auch für die alemannische Fasnet bastelt. Mit dabei der grüne Stadtrat „Baron von M.“ und einige Eltern mit dem iphon fürs Video im Anschlag…Der SUV steht im nahen Parkhaus…
Schließlich der Aufruf per Megaphon, dass es gleich losgehe, doch noch sind ein paar Parolen zu lernen und zu wiederholen. Fast ein wenig wie Kindergeburtstag für die Kleinen und ein wenig heitere Revolte für die Großen.
In Rudis Café ein Schülerin, die noch die Distanz zu allem schätzt und sich einen Pfefferminztee bestellte: Sie wolle erstmal beobachten, was so abgeht, denn noch sei sich nicht schlüssig, ob ihr verkehrliches, ökologisches oder wirtschaftliches Verhalten zu all dem passt, was ein Demonstrant – die ersten barfuß bei 16 Grad im Schatten, mit Rasta-Zöpfchen und in Pluderhosen im Peslay-Muster so mitbringen muss für die glaubwürdige Teilnahme…
Die Frage bleibt, noch bevor es losgeht: Werden jetzt auch Grundschulkinder mit Kenntnis oder gar schriftlicher Zustimmung durch die Eltern vom Unterricht befreit und „instrumentalisiert“ für den Klima-Freitag..???
Seit Monaten gehen immer wieder Tausende Schüler für eine bessere Klimapolitik auf die Straße. Wie halten sie dieses Engagement aufrecht? Und welche Probleme bringt das?
Längst geplant ist also wohl auch die Villinger Demo; die Route besprochen die Aufgaben verteilt, zu Disziplin aufgerufen und die eventuelle „Parteinahme“ abgelehnt.
Hat nun die Bewegung schon eine richtige Struktur?
Denn selten ist eine Initiative so schnell so groß geworden.
Hat Greta Thunberg die weltweite Bewegung vieler Hunderttausend Menschen auf mehr als 2000 Kundgebungen geahnt.
Denn „Fridays for Future“ wächst weiter. In Deutschland habe sich gerade die 500. Ortsgruppe gegründet. Doch wie gut diese Gruppen funktionieren und was sie bewegen, hängt wie bei vielem vom Engagement Einzelner ab.
Ist dabei erlaubt, die Eltern dazu gebracht zu haben, sich vegetarisch zu ernähren und der Vater die 14 Kilometer uns Büro mit dem Rad nimmt…?
So ringen die jungen Aktivisten darum, welche Struktur ihre Bewegung bekommen soll, damit Befugnisse klarer verteilt sind – und sich trotzdem jeder mitgenommen fühlt.
Neben internen Problemen ist auch die Frage strittig, wer die Bewegung nach außen hin vertreten soll. Denn die Bewegung braucht mehr Gesichter als eines.
Denn noch gilt es als „riskant“, die Öffentlichkeitsarbeit denen zu überlassen, die darin noch unerfahren sind. Denn die Bewegung steht unter Beobachtung, die nicht nur Wohlwollen bedeutet…
„Der“ Villinger ist also gespannt, was morgen die Journaille über den Kinderausflug ins bunte städtische Treiben zum Wochenende bringt…
Übrigens: Wieviel Kohlekraftwerke sind in China in betrieb und wie viele werden gar gebaut…
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