Na dann, in die Hände gespuckt und zugelangt
Zwei, drei mal im Monat treffen sich die Berufspädagogen bei den Nachbarn der Landes-Berufsschule in deren Kantine zum günstigen Mittagstisch, wenn der denn schmeckt. „Und Helmut, wie geht’s…?“ – „Na, ja, es geht!“. Und dann werden Sie genannt, die Cholesterinwerte, der Bluthochdruck und der Zuckerspiegel und die Bandscheibenbeschwerden. Aber macht ja nichts. Lehrer sind belastbar, auch wenn deren Lebenserwartung bei unter 70 Jahren liegt.
Da hat man dann Freude an den akademischen Kollegen der anderen Disziplinen, die sich da äußern, eine verlängerte Arbeitszeit auf bis zu 75 Jahre wäre wünschenswert. Allen voran der Organisations- und Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Guido Hertel von der Uni Münster. Er wertete wohl fast 40.000 Datensätze, die nach Interviews, Fragebögen oder auch Tagebuch-Studien entstanden sind, und die Tendenz sei eindeutig.
Ältere Arbeitnehmer, und das sind dann auch die Polizisten, die Stationsschwester und die Lehrer, sind Stress-resistenter, erfahrener und Team-orientiert, da sie sich nicht mehr auf Karriere konzentrieren und ihr Wissen gerne an jüngere Kollegen weiter geben.
Die Arbeitsphasen zu verlängern, entspreche zudem den veränderten Bedürfnissen in der Chronologie der Lebensphasen, so Guido Hertel. Eine Betrachtungsweise, die auch von internationalen Kollegen vertreten werde…
Golfen! Ist das alles …?
Im Vergleich zu den Vorfahren gelte, dass der technischen Fortschritt einem im Durchschnitt 20 Lebensjahre schenke, „noch dazu in deutlich besserer Gesundheit und Fitness“. Und was macht der Senior damit: Elektroradeln, Schwimmen und Golfspielen? –
Und weil das wohl wenig nur vergnügen kann und nur die Phase des Ruhestands verlängere, möge man die Zeit besser nutzen.
Durch die Professoren-Brille komme man damit den „ Berufstätigen entgegen, die sich in der Mitte ihrer Karriere mehr Flexibilität oder Unterbrechungen“ wünschten.
Dazu zählen längere Elternzeit, weitere Ausbildung oder weiteres Studium oder eine lange Reise. Und das alles dann auch deshalb, weil schließlich Unternehmen von der längeren Verfügbarkeit motivierter Mitarbeiter was haben. Schön auch der Name des Schwerpunkt-Projekts, das seit sechs Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird: Altersdifferenzierte Arbeitssysteme.
Arbeitnehmer über 50 Jahre gelten demnach als motivierter und leistungsfähiger als angenommen. Damit sei auch die Akzeptanz älterer Berufstätiger sei wegen des demografischen Wandels und des steigenden Fachkräftemangels besser geworden, womit auch die Unternehmen gezwungen sind, vermehrt ältere Arbeitnehmer einzustellen.
Emotionen bei der Arbeit
Weiterer Vorteil: Ältere Menschen […] können mit Emotionen bei der Arbeit besser umgehen als jüngere Berufstätige und […] dass ältere Arbeitnehmer sich gegen Veränderungen wehren, könne […] nicht bestätigt werden.
Wichtig im Umgang mit Älteren sei dagegen nur, dass Kollegen und Vorgesetzte sie respektvoll behandeln…auch wenn sie Einschränkungen und Repressionen nicht mehr einfach in Kauf nähmen.
Das „Generativitäts-Motiv“ läge dann auch darin, dass Mitarbeiter das Große und Ganze im Blick haben und deshalb wertvoll für ein Team sind. Dies alles kann und darf also nicht automatisch mit dem 67. Lebensjahr enden.
Wer aber sind diejenigen des professoralen „WIR“, die WIR so fit seien, wie es Menschen noch nie zuvor waren…?
Einfach also die Lebensphase zwischen 25 und 35 Jahren mit Karrierebeginn und Familienplanung entzerren und den Berufseinstieg verschieben, dann kann man sogar die Familiengründung noch als Lernphase nutzen. Toll, Herr Professor. Und stets gesund bleiben, trotz der Statistiken mit Prostata-Leiden oder Herzinfarkten…
Bravo, Professor…!
Erstes Fazit des Experten: Gerade im Sinne einer Humanisierung der Arbeitswelt sollten wir die Chancen nutzen, die uns der demografische Wandel gibt. Das dient nicht nur einer besseren und gesünderen Lebensplanung des Einzelnen, sondern auch der nachhaltigen Entwicklung der Unternehmen und unseres Wirtschaftsstandorts“.
Zweites Fazit des Berufspädagogen: „Bravo, Herr Hertel! Und stets zurücklehnen und auf die akademischen Wasserträger im universitären Doktorandenbereich vertrauen.
Und noch was: Wie alt sind Sie eigentlich!“
Quelle: Westfaelische Wilhelms-Universität Münster
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