Kaum hatte foodwatch das Unternehmen Hipp Ende Juni 2012 mit dem Goldenen Windbeutel für die Werbelüge des Jahres „geehrt“, reagierte der Hersteller für Babynahrung, kam aber damit einer neuerlichen Verbrauchertäuschung recht nahe. So aber kann man sinkende Image- und Vertrauenswerte bei den Verbrauchern nicht aufhalten, meint foodwatch.
Und mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zeigte man kurz darauf in einem anderen Geschäftsfeld, dass man auf Kritik auch anders reagieren kann. Die LBBW hat die öffentliche Debatte um Agrar-Spekulationen ernst genommen und Konsequenzen daraus gezogen. Auch wenn beide Fälle unterschiedlich sind, zeigen sie: Verbraucher können etwas bewegen.
Reaktion (ent-)täuscht
Es ist meist bezeichnend, wie die Lebensmittelbranche, in diesem Fall Hipp, auf die „Auszeichnung“ mit dem Goldenen Windbeutel reagierte. Meist folgen neue „Täuschungs-Manöver“, wen denn der Babynahrungshersteller argumentiert, bei den Instant-Tees – die ohnehin nur so viel Zucker wie Apfelsaftschorle enthielten, orientiere man sich an den Empfehlungen des aid Infodienstes.
Dem entgegen stuft der vom Bundesverbraucherministerium geförderte Verein die Hipp-Getränke in die „rote“ Kategorie der Süßigkeiten ein, von Kindern allenfalls selten und in geringen Mengen verzehren sollten.
So wies der aid nach, dass nicht die verzerrenden Aussage von Hipp in deren Pressemitteilung stimme, sondern viel eher die „Hipp-Zuckergranulat-Tees keine Apfelschorle“ seien und die „aid-Empfehlungen falsch ausgelegt“ würden.
Image, wenn man viel davon hat
Nun ist es dann auch so, dass die Ausflüchte von Lebensmittelkonzernen a la Hipp kaum hilfreich sind fürs Image. Schon wenige Tage nach der Preisverleihung des Windbeutels 2012 machte der von der Wirtschaftswoche veröffentlichte „YouGov BrandIndex“ deutlich, dass der Imagewert bei Hipp dramatisch eingebrochen sei…
Im Juni habe der Hersteller noch rund 65 sogenannte BrandIndex-Punkt erreichte, nach der Windbeutel-Wahl waren es rund 37. Ein doch deutlicher Vertrauens- und Imageverlust.
Solche Zeichen sind aber gerade in der Marktwirtschaft wichtig. Denn nur wenn Konzerne spüren, dass der Protest von uns Verbrauchern auch tatsächlich Auswirkungen auf ihr Geschäft hat, werden sie an ihren Praktiken etwas ändern.
Wer wie Hipp unter Druck steht, versucht, der Kritik entgegenzutreten – auch mit dem „Zucker-Reduktions-Programm“. Dabei bleibt ein Produkt das gleiche, aber auf der Packung wird nun nicht mehr „ein gehäufter Teelöffel“ pro Glas empfohlen, sondern „ein Teelöffel“. Macht schnell mal die Hälfte weniger Zucker im Fertig-Getränk.
Noch ein Ausstieg
Wirkung durch foodwatch-Aktivität zeigt auch die breite Diskussion über Spekulationsgeschäfte mit Lebensmitteln. War schon im April die DekaBank der Sparkassen mit dem avisierten Ausstieg aufgefallen, zieht nun die Landesbank Baden-Württemberg nach. Bis Ende 2012 will die LBBW alle Anlageprodukte mit Bezug zu Agrar-Rohstoffen einstellen.
Damit geht die zweite Bank den richtigen Schritt und steigt aus aus einem unverantwortlichen Geschäft mit dem Hunger. Ein wichtiger Erfolg auch für die Kampagne von foodwatch gegen Nahrungsmittelspekulationen.
Ob also Kampf gegen Agrar-Spekulationen oder die Kritik an Verbrauchertäuschung und Etikettenschwindel – Proteste von Verbrauchern können was bewegen.
Schreibe einen Kommentar