Morgens früh um 7.30 Uhr: wie jeden Tag kommen heranwachsende Schüler eines berufsbildenden Gymnasiums bereits wieder aus dem Schulhaus, nämlich von der Kantine! Den vollen Kaffeebecher in der Hand und den Blick auf die bereits rauchenden Kumpels und die Freundinnen gerichtet. Nur knapp eine Stunde zuvor war man mal wieder ungern aufgestanden, hat grad noch knapp den Bus erwischt und jetzt stehen sieben bis zehn Sunden Unterricht bevor. Wie sollen da Leistungen rauskommen, wenn dem Körper ausser Kaffee und Nikotin am Morgen zu wenig Energie gegeben wurde und die Nachtruhe mal wieder nur sechs Stunden betrug? Chatten war angesagt bis kurz vor 00.00 Uhr.
Nicht nur in Nordrhein-Westfalen, wo rund 2,3 Millionen Schüler Ende Januar 2009 ihre Halbjahrszeugnisse oder -Informationen bekommen, erfahren dann auch wieder die Eltern, dass die Versetzung von Sohn oder Tochter als gefährdet gelten muss, wenn es denn so ‚lotterig‘ weiter geht… Ist da nicht bald Nachhilfe angesagt???
Zeugnis ohne Herzklopfen!
Ob in Düsseldorf oder in Freiburg, ein 15-Jähriger hat nach Schulschluss um 13.30 Uhr grad mal schnell noch zu Hause Mittag gegessen; jetzt sitzt er bei der „Schülerhilfe“ und paukt den englischen Satzbau. Neunzig Minuten dauert meist so eine Nachhilfe, was für den Schüler R. ganz schön anstrengend ist. Doch für ein akzeptables Halbjahreszeugnis ohne Herzklopfen wurde aus der Mathe-Fünf eine Zwei und aus der Englisch-Vier eine Drei.
Für Nachhilfe-Firmen wie „Schülerhilfe“ mit 1100 Stationen in der Republik oder wie „Studienkreis“ mit 1000 Standorten sind die Januar-Zeugnisse ein Aufschwung im Geschäft, weshalb man sich dann auch mit einem Tag der offenen Tür an die besorgten und enttäuschten Eltern richtet.
Der Boom mit professioneller Nachhilfe brummt seit Jahren; deutsche Eltern geben dabei pro Jahr zwischen einer und drei Milliarden Euro aus. Zwölf von 100 Schülern oder jeder achte, so weiß man beim „Studienkreis“, wird wohl Nachhilfe erhalten. In sieben von 10 Fällen decken ältere Schüler, Studenten und aktive und pensionierte Lehrer den personellen Bedarf. Für Stundensätze deutlich unterm einem Zwanziger reicht ’s aber zum reich werden nicht. Eigentlich will der Lehrer da auch nicht mitmischen -aber die junge Familie halt!
Bessere Noten gegen Geld
Die durch Empfehlung oder durch Mund-zu-Mund erfahrene, dann privat engagierte und auch bezahlte Nachhilfe muss nun nicht schlechter sein, meinen Vertreter der Lehrerverbände. Denn Fachlehrer wissen meist, wie man das eigentlich schulisch angeht, auch wenn sie selbst eigene schlechte Schüler natürlich nicht unterrichten dürfen. So haben Pädagoge durchaus Verständnis für Eltern, die mit Geld und Geduld zu einem besseren Zeugnis verhelfen wollen.
Schüler R. will nämlich über das Berufskolleg seinen Mittleren Abschluss machen, um eine Lehrstelle als Mechatroniker zu erhalten. Dafür braucht der jetzige Hauptschüler dann aber auch gute Noten. Die nun kosten schon seit neun Monaten – mit den Ferien als Pause – über 120 Euro alle vier Wochen. Nur manchmal reicht es, wenn die Nachhilfe befristet abläuft; meist nach Umzug, Scheidung oder Krankheit.
Wenn aber bereits Grundschüler zur Nachhilfe gehen, damit sie nach der vierten Klasse die Gymnasial-Empfehlung erhalten, muss dies als ungut gelten, weil für manchen Kritiker die Grundschule damit bereits als schlecht gilt und je nach Geldbeutel der Eltern die Schüler ungleich behandelt würde. Weiß man doch, dass allein in der Schule Kinder gefördert werden sollte.
So sehen sich Kultusministerien dann auf gutem Weg, weil man die individuelle Förderung nach Schulgesetz mit dem Ausbau der Ganztagsschulen verbindet, was den Nachhilfeunterricht überflüssig machen soll… Für die „Schülerhilfe“ ist indes klar: eine funktionierende Ganztagsschule bedeutet örtlich weniger Nachhilfeschüler. Doch dürfte es auf Schulen immer Schüler geben, deren schlechte Leistungen im unteren Drittel die Eltern mit Geld und Extra-Pädagogik ändern möchten. Ob das aber nur mit dem Frühstücken zu tun hat…
Mustermann meint
Es gibt nicht „die “ Schüler und auch „den“ Schüler, und trotzdem ist festzustellen, dass zahlreiche Pennäler morgens tats. ohne Frühstück zur ‚Penne‘ gehen.
Fragt der fürsorgliche Lehrer, warum dies so gehandhabt werde…??? Weil man ohne Frühstück länger liegen bleiben kann.
Und kommen einzelne dann auch noch zu spät…ergeht auf die Frage: Weckt dich keiner?, die Antwort, dass auch die Mama verpennt habe…
So hat Frühstücken bei manchen eben auch was mit Disziplin und mit dem ernährungs-physiologischen Verständnis zu tun. Wenn man aber schon gar nicht weiß, was das ist, und wenn man die Darmflora für eine Sommer-Blume hält, dann halt nicht…