Die Themen sind vielfältig und deshalb bestimmt die politische Couleur des Betrachters, des Referenten, des TV-Talkers, des Landes- oder Bundespolitikers über die Aspekte. So kennt die „Seniorenpolitik – mit Freiheit und Verantwortung“ kaum eine Altersgrenze. Das nun macht uns auch die Werbung im Apotheken-Heftchen vor.
Die Seniorenpolitik, für die der Diskurs meist mit dem Hinweis auf die Überalterung der europäischen Gesellschaft beginnt, macht nun aber doch die Reform notwendig. Für die einen eine tief greifend erforderliche, für andere eine materielle und für die Dritten eine grundsätzliche. Welchen Beitrag können nun Politiker leisten, wenn welches Bild der Alten in der Gesellschaft vorherrscht? Gesellschaft im Alter bedeutet nämlich nun nicht nur Risikofaktor bei Gesundheit und Rentenzahlungen, sondern lässt auch Chancen zu, die den demographischen Wandel betreffen.
Gab es seit dem Jahre 2000 erstmals mehr über 60-Jährige als unter 20-Jährige, sei dies nun nicht nur eine „Überalterung„, sondern je nach Standpunkt auch schon mal eine „Unterjungung“. Wenn die deutsche Bevölkerung schrumpft, weil zu wenig junge Leute heiraten und sich für die Mehr-Kind-Familie entscheiden, ist also die Gesellschaft auf Zuzug angewiesen, um langfristig den Status der gesamt-gesellschaftlichen Wohlfahrt (einst nur Wohlstand) zu erhalten.
Zuwachs durch Einwanderung kann dann ab er nun nicht nur als multi-kulturelle Bedrohung gelten, sondern auch als gesellschaftliche Chance. Wie anders und an wen sonst lassen sich in der Dienstleistungsgesellschaft deren Ergebnisse verkaufen.
Der hohe Stand des nationalen Gesundheitswesen muss in diesem Zusammenhang als vorbildlich und als nachahmenswert gelten, was derzeit nicht ohne Grund dazu führt, dass potente Zahler aus dem Ausland sich den Disziplinen deutscher Ärzte und Einrichtungen stellen. Wer es sich leisten könne, der habe als älterer Mensch auch die Bereitschaft, die Leistung für gesunden Status im Alter zu bezahlen, so die Anbieter. Doch die Leistung im Angebot muss auch dann stimmen, wenn die Senioren als Verbraucher für Umsätze sorgen und sie die Kaufhäuser bevölkern, weil man Zeit hat und sich mit hohem Anspruch versorgt.
Für zwei von hundert Rentnern bedeutet deren Lebensabschnitt jedoch eher Verzicht. Ihre Rente liegt deutlich unter 1000 Euro monatlich, was auch dadurch nicht besser wird, dass ältere Menschen im Berufsleben durchaus noch mithalten könnten, sie aber den Job weder halbtags noch ganztags finden. Wer schließlich die „Neurogenese“ (Erforschung der spontanen Neubildung von Nervenzellen im erwachsenen Gehirn) betont, die lebenslang stattfinde, der muss akzeptieren, dass auch regelmäßiger Sport keine Flügel verleiht, wenn im Berufsleben mit über 60 noch zu mindestens 75 Prozent mitgehalten werden soll. Weder auf dem Bock eines LKWs noch als Berufspädagoge, noch als Oberarzt im Krankenhaus und auch nicht als gelernter Altenpfleger oder Fensterbauer.
Wer sich in erster Linie dafür einsetzt, Seniorenräte in Gemeinden und Stadtteilen zu schaffen, der verkennt, das zwischen Wunsch und Wirklichkeit weite Lücken klaffen. Attraktive und aktive Seniorenpolitik ist mehr als nur der Ruf nach dem Sammelbus, nach Stadtteil-Betreuung oder dem bürgerschaftlichem Engagement bei der Adventsfeier.
Wie also bei welchen Alten die Lebensarbeitszeit verlängern, wenn dafür zwar die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gesenkt sind, dagegen aber die der Pflegeversicherung steigen? Wie waren vor Jahren die Themen noch einfach: Leben und Wohnen im Alter, Barrierefreiheit in Wohnung und Heim und Aufbau eines Bildungsnetzwerkes zwischen den Generationen. Dazwischen ein wenig Bürgerstammtisch für Senioren und jede Menge Halbtagsfahrten mit dem Seniorenrat der Stadt. Dann also gute Fahrt im Wahljahr 2009. Auch die Alten haben dabei die Qual der Wahl…
remigius meint
Die leidige Rentendiskussion wird auch in den TV-Talks solange nicht aufhören, wie es keine Renten-Grundsicherung gibt, die den einstig Beschäftigten einen Lebensstandard deutlich weg von der Armut bietet. Und zwar ubnabhängig von ihrem letzten Verdienst als Arbeitnehmer.
Das ist eben mal auszurechnen und liegt sicher irgendwo bei Euro 1000.
Die übersteigenden Beträge – bei einer, bei zwei oder gar bei drei Renten (ja das gibt es bei Rentner-Pärchen) sind dann solange „zulässig“ als monatl. Zahlung wie ein Rentenschlüssel oder was auch immer die Renten dann langsam „abschmilzt“.
Und wer zu zweit mehr als 1800 Euro Rente hat, der muss sich dann auch mit der längst beschlossenen Rentenbesteuerung anfreunden…