Gibt es den Standard für Mütter? Macht ein Mütter-Gütesiegel Sinn? Wieviel Fürsorge, Aufmerksamkeit, Einfühlungsvermögen, Wertevermittlung, Spiel- und Lernlust, wieviel Wärme, Strenge oder Disziplin sind einer Mutter angemessen? Was, wenn der Mindeststandard von Mutter gar nicht erfüllt wird? Wenn Mängel auftreten zwischen Versorgung, Erziehung, Ernährung, Sauberkeit und Hygiene…
Doch wie lassen sich Elternrolle und Job, Erwerbseinkunft und Erziehungsaufgabe vereinbaren? – Mit Tagesmütter und auch -vätern! Was meinen Pädagogen, Erziehungswissenschaftler oder Soziologen dazu?
Um die sogenannte Kindertagespflege in Deutschland qualitativ zu verbessern, sollen Länder und Kommunen ministeriell nun darin unterstützt werden, dass sich Bildungsträger bei den Landesjugendämtern um das neue gemeinsame Gütesiegel des Bundesfamilienministeriums, der beteiligten Länder und der Bundesagentur für Arbeit bewerben.
Ein Anspruch, der flächendeckend eine Mindestqualifizierung von Tagesmüttern und -vätern in Deutschland sicher stellen soll, wofür das Bundesfamilienministerium 9 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) bereit stellt.
Pädagogische Allrounder
Tagesmütter und -väter müssen heute pädagogische Allrounder sein: geduldig bei der Erziehung, gleichwertige Spielkameraden, einfühlsam beim Trösten und verlässlich beim Vertrauen – sowohl für die Kinder wie für deren eigentliche Eltern.
Ist doch Kindheit eine besonders prägende und für die laufend wirkende, eben die permanente Sozialisation eine wichtige, wenn nicht gar die wertvollste Zeit.
In der Kinder-Tagespflege bedarf es deswegen hoch motivierter, gut ausgebildeter und umfassend qualifizierter Menschen, was mit dem Aktionsprogramm „Kindertagespflege mit Gütesiegel“ geschaffen werden soll.
Mit dem Gütesiegel soll es künftig einen fachlich anerkannten Standard geben, der sicher stellt, dass zusätzliche 30.000 Tagespflegekräfte gut vorbereitet mit ihrer Arbeit beginnen können, um eine Betreuungsquote von 35 Prozent zu erreichen.
Vorbild oder Leitbild! Am besten beides!
Da bleiben also 65 Prozent offen! Offen dafür, eine Tagesmutter mühsam zu finden, am besten eine echte Perlen: herzlich, hart zum Gegenüber in dessen Trotzphase, ‚tough‘ genug, neben den eigenen auch andere Kinder liebevoll zu umsorgen und zu erziehen.
Tagesmutter mit uneingeschränkter Vorbildfunktion gilt zwar als Anspruch und sollte die Regel sein, doch ist es vielleicht auch die Ausnahme. Denn es gibt schwarze Schafe und vor denen ist zu warnen. Nicht nur im Sinne der Kinder, sondern auch im Sinne der tatsächlich guten Betreuerinnen.
Das Problem: Ohne Gütesiegel kann jede Frau ihre Dienste anbieten und Babys oder Kleinkinder können nicht schildern, was sie über Tag erleben: lieblose Betreuung, TV-Konsum, Benachteiligung des ‚fremden‘ Kinder, Abstellen auf dem Spielplatz.
Aus der Not der berufstätigen Mütter wird ‚frau‘ bei einer dringend gesuchten Tagesmutter manchmal weniger wählerisch sein. Erst recht, wenn derjenige mit Bedarf unkonventionelle Arbeitszeiten abdecken muss. Da macht es Sinn, beim Honorar für die Tagesmutter vom Jugendamt unterstützt zu werden. Das jedoch bleibt in eben den 65 Prozent vermutlich die Ausnahme. Über eine „Dunkelziffer“ – und wer kennt die schon – an praktizierte Schwarzarbeit schweigt man dann auch besser…
Eine gute Tagesmutter ist nicht nur zeitlich flexibel, sondern ist auch fürs Pflege-Kind häufig die beste Lösung. Denn es lebt dort zumindest stundenweise in einer Geschwistersituation – mit allen lehrreichen Vor- und Nachteilen.
Folgende Fragen können bei der Suche hilfreich sein *):
* Für welchen Zeitraum und in welchem Umfang benötige ich einen Betreuungsplatz für mein Kind? Kurzfristig oder langfristig (wie viele Jahre), ganztags, halbtags, einzelne Wochentage, ergänzend zum Kindergarten oder zur Schule? Passen die konkreten Bring- und Abholzeiten?
* Warum arbeitet sie als Tagesmutter?
* Welche Qualifikation kann sie nachweisen?
* Wann und wie viel Urlaub macht die Tagesmutter? Macht sie wegen eigener Kinder in den Schulferien Urlaub, beeinflusst das auch Ihre eigene Urlaubsplanung?
* Kann die Tagesmutter auf Referenzen verweisen, ist sie beim Jugendamt bekannt?
* Gibt es eine Vertretung bei Krankheit?
* Weiß sich die Tagesmutter in medizinischen Notfällen zu helfen? Hat sie eine Erste Hilfe-Ausbildung speziell für Kinder?
* Wie sieht ein typischer Tag der Tagesmutter mit ihren Tageskindern aus?
* Bringt die Tagesmutter Einfühlungsvermögen und Sensibilität für die Bedürfnisse meines Kindes auf?
* Wie ist die Kindergruppe zusammengesetzt (Alter, Geschlecht, Nationalität usw.)?
* Was schätze ich besonders an der Tagesmutter (Vertrauen, Toleranz, verantwortliches Handeln im
Alltag, Nichtraucher)?
* Wie werden die Kinder erzogen, wie werden sie bestraft?
* Welche Vorstellung existiert über das „Sauberwerden“?
* Wie steht es mit Süßigkeiten? (welche, wann, wieviel)
* Werden Zwischenmahlzeiten angeboten? Wenn ja, was wird gibt es?
* Hat mein Kind genügend Ruhe für seinen Mittagsschlaf?
* Spielen die Kinder viel „frei“?
* Wird auch gezielt und altersgerecht gefördert?
* Beschäftigt sich die Tagesmutter viel mit den Kindern oder erledigt sie viel „nebenbei“?
* Wie sieht es mit Fernsehen/Video/DVD aus?
* Liegen Schule, Kindergarten, Spielplatz, Waldgelände und/oder Parkanlagen in der Nähe, gibt es
Gelegenheit für Kontakte mit anderen Kindern in der Nachbarschaft?
* Kann man mit der Tagesmutter auch schwierige oder unangenehme Dinge besprechen?
* Hat die Tagesmutter noch weitere Einnahmequellen und wie lässt sich das unter einen Hut bringen?
* Welchen Beruf hat der Partner/Ehemann? Ist er häufiger auch tagsüber zu Hause? Was macht er
ggf. mit den Kindern? Schläft er tagsüber aufgrund von Schichtarbeit usw.?
* Wichtig um Eifersüchteleien zu vermeiden: Wie stehen die eigenen Kinder und der Partner/Ehemann
der Tagesmutter zu ihrer Tätigkeit?
* Kann das Kind unverbindlich zur Probe kommen?
* Wird das neue Kind einzeln aufgenommen, statt im Pulk mit anderen?
*) aus: http://www.wiwo.de/finanzen/so-finden-sie-die-richtige-tagesmutter-fuer-ihr-kind-273613/
Robert meint
Der Beitrag ist wirklich interessant besonders bei der aktuellen Situation mit den Streiks der Kindertagesstätten. Ich persönlich beführworte natürlich ein Qualitätssiegel für Tagesmütter trotzdem wird nicht jeden ein solches Kriterium zufrieden stellen.
Stefan meint
So hilfreich der Weg zur Tagesmutter ist, ist die Entscheidung dafür auch äußerst beschwerlich, denn man gibt sein ein und alles in fremde Hände.
Dieser Weg bedarf einer umfänglichen Überlegung , Vertrauen und der richtigen Auswahl.