o d e r Heute schon ge-circelt, ge-twittert und ge-bloggt…?
Längst sind sie entdeckt. Ihre ‚Population‘ ist hoch und sie haben sich unter uns bereits eingenistet. Kaum einer, der nicht von ihnen besetzt ist. Sie haben sich eingeschlichen, und wer sie eingefangen hat, bleibt ‚infiziert‘, spricht von ihnen und mit ihnen, den Anglizismen!
Wer sein Outfit gestylt hat und nicht over-dressed ist, geht ganz easy shoppen und präsentiert sein neues Image, das er für seine public performance designt hat und er sich hierfür demnächst auch will coachen lassen. Für das eigene social network werden längst nicht mehr nur die emails ge-checkt, es wird in der Community auch ge-circelt, ge-twittert und ge-bloggt und dabei ist es 24/7 (twentyfourseven). Keine andere Sprache hat sich so sehr im deutschen Sprachleben etabliert wie die englische.
Dem TV-Entertainer Rudi Carrell (1934 – 2006) wird zugesprochen, dass der für sich festgestellt habe: „Als ich nach Deutschland kam, sprach ich nur Englisch. Weil aber die deutsche Sprache viele englische Wörter hat, spreche ich jetzt fließend Deutsch!“
Und so werden auch Verbraucher und Kunden mit „Sales“, „Shops“ und „Service“ nicht nur in der Werbung, sondern auch im Business und im Support konfrontiert. Die Marketing-Mixes in der Kommunikation stellen dem Kunden die Produkte „up-to-date“ und „trendy“ dar. Wie aber schreibt man all den neu-sprachlichen Kram korrekt und wie wird konjugiert?
Deutsch besetzt
Längst hat die deutsche Sprache Englisches adaptiert und die Worte ver-deutscht. Das soll dafür sorgen, dass es dem Schreiber leichter fällt. Wer die korrekten englischen Begriffe schulisch lernte, ist dann aber schon verwirrt, wenn deutsche Rechtschreibung diese verändert. Wie zum Beispiel die Nomen bei „Partys mit den Ladys des Surfers“
Wer einst lernte, dass ein End-y in der Mehrzahl zu „ies“ wird, der muss akzeptieren, dass nach der deutschen Definition der Mehrzahl nur ein einzelnes „-s“ angefügt wird. Also sind es „Ladys“ auf den „Partys“.
Und für den Wes-Fall, den Genitiv, der Anglizismen gilt: Beim männlichen Wes-Fall wird das Genitiv-s angefügt und weiblich bleibt der Nominativ stehen: Das Brett des Surfers ist verschwunden. Aber das Ende der Party naht.
„Verben“ wir uns Einen!
Wer mailt oder designt, der hat Nomen des Deutchen längst übertragen, weil die Verben den Nomen gefolgt sind. Designer, Manager oder Profiler sind längst beruflich etabliert. Wer also korrekt konjugiert, der mailt auch richtig.
Fürs Mailen gilt: ich maile; du mailst; er, sie, es mailt; wir mailen; ihr mailt und sie mailen
Dem Wortstamm folgt die „deutsche“ Endung; also gilt auch shoppen / ihr shoppt, stylen / er stylt, scannen, chatten, simsen / sie simst, canceln usw.
Philologen sind noch uneins, ob Verben nicht doch auch zu teilen sind, ob es also heißen kann: „ich loade down“ statt „ich downloade“. Der Duden hat sich aktuell (bis 11/2012) noch für keine Schreibweise entschieden.
Klar ist indes das Perfekt. Hier werden „englische“ Verben meist mit der „normalen“ deutschen Konjugation gebildet: ich habe gemailt; du hast gemailt; er/sie/es hat gemailt; wir haben gemailt; ihr habt gemailt und sie haben gemailt…auch wenn man meist alleine mailt.
Und dennoch gibt es Ausnahmen, weil man nicht alle englischen Worte so ohne weiteres „durch-konjugieren“ kann; einige verlieren die geläufige Partizip-II-Anfangssilbe „ge-“: ich habe designt; du hast designt…wir haben designt…oder diese Silbe wird verschoben: ich habe upgedatet
du hast upgedatet…wir haben upgedatet.
Und wie beim Adjektiv…?
Der gestylte Sunnyboy lässt erkennen, dass viele eingedeutschte Adjektive im Deutschen gebeugt und an das Substantiv angepasst werden.
Und auch im ersten Schuljahr ist klar: a cool car wird dazu, dass einer ein cooles Auto hat, dass a car with a tuned engine zu einem Vehikel mit einem getunten Motor wird.
Ob nun Ja oder Nein zu den Anglizismus, ist jedem Sprecher und Schreiber überlassen, sind doch Anglizismen, die die deutsche Sprache ergänzen, meist sinnvoll und nur bedingt zu vermeiden.
Und was ein echter IT-ler ist, der kommt sicher nur wenige Sätze weit, ohne sich nicht doch zu versteigen, denn englische Begriffe, die ersetzen oder verdrängen, bereichern oft das Thema und bieten Lese- und Verständnisnutzen.
Und nichts desto trotz sollte jeder „author“ darauf achten, dass sein Werk lesbar wird und bleibt. Passt also ein englischer Ausdruck dann doch nicht so recht oder kommt beim Leser eher rade-brechend an, sollte man alternativ noch mal in Deutsch nachdenken.
Trotz aller Kritik an der „Überfremdung der deutschen Sprache durch Anglizismen“ ist daran zu erinnern, dass Amerikaner ihre Kinder in den „kindergarden“ schicken, dass man auf dem Highway von „autobahnen“ träumt und US-Bürger ganz sicher auch mal eine „bratwurst“ verdrücken. Die Mehrzahl mit den Umlauten war jedoch bei „bratwürsten“ nicht angemessen. So gilt halt in den Staaten „bratwursts“.
Sprachlich Neues muss also kein Schaden sein. Bemerkte doch schon Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach Recht „Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.“
Eberhard meint
Hallo,
ich dachte, es wäre nur eine Marotte von mir,
doch ich stoße auf viel Zuspruch, wenn ich von
meinem Fingerwischtelefon spreche (Smartphone auch genannt),
von meinem Klapprechner, vom Verweis (Link).
Ich lade herunter und besitze ein Mobiltelefon
und einen Rechner.
Ja, selbst junge Leute sprechen von Applikationen
und nicht von Äpps. Nun, vielleicht beginnt ja
schon ein Umdenken beim Sprechen. Würde mich freuen.