Mann, Mann, Mann … und noch ein Buch über den Mann! Nach „Der Mann 2000 – die Hormon-Revolution“ (Wien 1999, Mery-Metka-Kindel) und „Männer – eine Spezies wird besichtigt“ (2001, Schwanitz) scheint das zweite der beiden Geschlechter noch immer nicht ordentlich genug entdeckt.
Wie nämlich wird man ein Mann oder anders: Wie wird aus dem, was ein Mann werden könnte, schließlich das, wofür sich der Betreffende aufgrund seines Geschlechtsteils hält? Die Frage stellt der Neurobiologe Gerald Hüther, Göttingen, in einem weiteren Männerbuch.
Die Kenfrage: Was ist es, wofür sich kleine Buben, halbstarke Jugendliche und das gesamte männlichen Geschlechts besonders begeistern? Was soll all ihr Tun, was Mädchen im selben Alter so ziemlich „wurscht“ ist?
Geht man davon aus, dass Männer anders motiviert sind und sie ihre Denke anders einsetzen, bekommen sie dadurch dann auch ein anderes Gehirn. Würden sich Männer nicht ständig dem Wettbewerb und den Konkurrenten stellen, sondern „angelegte Potenziale“ entfalten, würde die Wandlung zur Mannwerdung ohne ihn als ein ’schwaches Geschlecht‘ auskommen.
Es sind die Hirnhälften…
Wie nun entwickeln sich „Hirn“ und was unterscheidet dabei Mann und Frau? Für Hüther klärt das ein recht zweifelhaftes Beispiel: weil Männer ganz früh und im weiteren Lebens ihr Gehirn anders benutzen als Frauen, reife es und strukturiere es sich auch anders. Es wird meist etwas größer, hat
weniger Furchen und der Balken zwischen beiden Hirnhälften ist dünner.
Das mache die Hirnhälften stärker, spezialisiere für bestimmte Aufgaben und funktioniere dann auch anders. In der Folge können Männer manches besser, anderes weniger gut.
Und weil beim Mann das Testosteron schon vor der Geburt eine Rolle spiele, kämen Jungs mit mehr Antrieb aber auch mit weniger innerer Harmonie zur Welt.
Wenn ein Gehirn dann noch durch ein eigenes Signalmuster geformt werde, werde das Gehirn des Mannes optimal für ihn und das der Frau für sie.
Das wird und bleibt so, auch wenn Eltern Jungen und Mädchen gleich behandeln, weil Jungs sich eben an männlichen Vorbildern orientieren und auch auf diese Weise ihre männliche Identität finden …und wohl auch umgekehrt!
Männer werden spezifischer!
Wer sich also nur lange genug „männlich interessiert“, der forme und schalte seine Nervenzellen immer besser für eine bevorzugte Nutzung. Das Gehirn speichere genau die Funktionen, über die man genau das eine immer besser, alles andere aber schlechter könne: kommunizieren, zuhören, bügeln, Kinder hüten.
Männer werden also spezifischer, fangen früh damit an, wenn sie noch konstitutionell schwächer sind, wenn sie Halt nach außen suchen und sie auch bald anerkannt sein wollen.
Was aber macht den Mann zum ’schwachen Geschlecht‘? Nach Hüther hängt dies damit zusammen, dass ihnen ein zweites X-Chromosom fehlt und sie bereits bei der Geburt empfindlicher und anfälliger sind als Mädchen.
Später sind auch besser in der Schule, was zur Sorge um die Männer von morgen beiträgt. Die Fehlentwicklung bei Jungs ist inzwischen auffällig; ihnen fehlen Aufgaben, um daran zu wachsen, Schlüssel-Qualifikationen bleiben zurück, die Individuum reift schwächer. Um sich kennen zu lernen, fehlen Herausforderung oder Abenteuer. Da sind dann Gemeinschaften gut – meist Clique, Mannschaft oder ‚Gang‘ – die einen bergen und zugehörig machen.
Grundsätzlich jedoch fehlen erwachsene Männer, die gut im Leben stehen: mutig, stark, aktiv, dominant. Ist also der frühere Mann ein Auslaufmodell oder kann man Mann lernen?
Welcher Mann ist in, welcher out?
Bedeutsam, wichtig und geschätzt zu sein und Halt zu bieten, ist für Männer heutzutage sehr schwer geworden. Die Rollen zu finden, in denen man anerkannt wird, geachtet und nachahmenswert, sind eher „out“ oder werden inzwischen von Frauen äußerst gekonnt besetzt.
Das nun macht Männer unsicher, sie suchen – nicht im Außen, sondern im Innen, bei sich selbst. So sollte der eigentlich moderne Mann seine Stärken nutzen und anderen helfen, doch statt dessen üben alleingelassene Jungs, andere in die Pfanne zu hauen und fertig zu machen.
Wie aber läuft des Mannes Sozialisation im fortschreitenden Alter günstig weiter?
Man(n) kann sich ändern, man(n) kann sein Hirn noch einmal ganz anders benutzen als bisher, so der Wissenschaftler. Veränderte Verschaltungsmuster sollen Spaß machen und glücklicher machen. Als Ergebnis kann sich einstellend, dass „der Mann“ für sich feststellt: das war ein Tag, an dem es gelang Menschen einzuladen, zu ermutigen oder gar zu inspirieren. Alles in allem alles positiver zu machen als bisher, zu entdecken, was in einem steckt und was es heißt, eigene Potenziale wirklich zu entfalten.
Fazit: Man(n) muss das wohl nur auch wollen…
Schreibe einen Kommentar