Von der situativen Not bei ungewolltem Kind
Es liegt 50 Jahre zurück, als die eigentlich heile, kleine Welt der Gasse-Kinder, der Wald- und Bach-Strolche sich gegenseitig schon mal damit beleidigte:„Dich hat man wohl beim Betten machen gefunden“. Eine meist schnell verschmerzte, weil auch absurde Beleidigung. Viel, viel erst später richtete man man Babyklappen ein, um Neugeborenen als Findel-Kindern die erhoffte Adoption zu ermöglichen. So glaubt man seit 1999 auch amtlich, dass Babyklappen Kindstötungen verhindern könnten. Tun sie ’s auch oder wird zum Findelkind-Status im Einzelfall aufgefordert?
In den Babyklappen, die in allen Regionen der Republik seit 1999 eingerichtet wurden, sind inzwischen mehr als 500 Säuglinge abgelegt worden, so die Schätzung des Deutschen Ethikrates, der trotzdem Babyklappen kritisiert. Kindestötungen würden nicht verhindert, viel eher würden Kinder anonymisiert, was einer dauerhaften Verdammnis gleiche.
Ob Babyfenster am Zentral-Klinikum, an dem zwei Minuten, nachdem das Fenster geschlossen wurde, der Alarm auf der Kinder-Intensivstation läutet, oder ganz ähnlich beim Kinderheim in der Vorstadt, es bleibt demjenigen/derjenigen, der/die ein Baby ablegt hat, Zeit genug zu verschwinden, während Hebammen, Ärzte und Krankenschwestern agieren, ob das Kind gesund ist oder ob eine Notfallmaßnahme folgen muss.
Bislang waren dem Vernehmen nach die Babys alle gesund, gewaschen und gekleidet oder gewickelt, doch bleibt die Frage unter welchen Bedingungen das neue Leben geboren wurde? Meist nämlich frei von medizinischer Betreuung.
Klappe 1, die Erste…und dann?
In den meisten Babyklappen liegen Broschüren mit Adressen und Telefonnummern, damit die Mutter sich später doch noch überlegen kann, ob es noch „die“ leiblichen Eltern geben kann, die sich melden, weil die zunächst situative erste Not anders gesehen wird.
Meldet sich niemand, wird die Sachlage zur Aktenlage der staatlichen Adoptionsstelle, meist dem Jugendamt. Nach ein paar Tagen wird es für das Kind nämlich wichtig, dass es feste Bindungen und die zugehörigen Personen wahr nimmt. Eine Klinik kann nämlich Kontakte wie in einem familiären Haushalt nicht ersetzen.
Wenn es günstig läuft, kommen die gefundenen Kinder möglichst rasch in ihre künftige Adoptionsfamilie. Doch bleibt für die erwählten Adoptiveltern die Ungewissheit, dass sich die leibliche Mutter, ja beide Eltern, doch noch melden könnten. Doch meist ist dem anders. Die Findelkinder wachsen auf, ohne dass man vom Amtswegen etwas weiß über die leiblichen Eltern. Offen bleibt, wie die Heranwachsenden später einmal mit ihrer ungeklärten Herkunft umgehen.
Fehlende Identität…?!
Es beweist sich in den vergangenen Jahren, dass Adoptierte meist in deren Pubertät darunter leiden, nichts über ihre leiblichen Eltern zu wissen. Für den Deutsche Ethikrat eines der Argumente, die gegen die Anonymität der Babyklappe sprechen. Und ob Babyklappen tatsächlich und grundsätzlich die Tötung eines ungewollten Neugeborenen verhindern, weiß niemand. Die Zahl der ausgesetzten Säuglinge bleibt indes seit Jahren unverändert: 30 pro Jahr werden in Deutschland abgegeben oder auch tot aufgefunden.
Pro Familia mit deren Schwangerenberatung unterstützt die Absicht des Ethikrats, Babyklappen wieder abzuschaffen. Denn auch in nicht-kirchlichen Krisen glaubt man, dass Babyklappen Kindstötungen nicht verhindern.
Es gilt, dass wer sein Kind nach der Geburt tötet, die Schwangerschaft verdrängt hat. Hat das Kind als bedrohliche ‚Leibesfrucht‘ erlebt und tötet es, um mit ihm als belastendes Individuum nicht auf Dauer konfrontiert zu sein. Doch bleiben die wirklichen Motive verborgen, warum Neugeborene über die Babyklappe abgegeben werden. Was ohne Babyklappen geschehen wäre, bleibt Spekulation. Darum gilt der ‚Nutzen‘ oder besser, gilt die Möglichkeit ‚Babyklappen‘ als ganz persönlich eingeschätzte Motivlage.
Eines ist Fakt: den jungen Erdenbürger über die Babyklappe ‚los zu werden‘, erfordert, dass die Mutter diesen Entschluss tatsächlich fassen muss und dass der Plan meist mittels Fahrzeug realisiert wird.
Doch was bleibt ist auch Fakt: wenn der zunächst emotionale Akt getan ist, kann auch der verspätete ‚Behaltenswunsch‘ wieder auftreten, und dem könnte durch alternative Hilfen positiv begegnet werden.
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