„Lesen ist wie tot!“, meinte einst die heute 34-jährige, als vor 22 Jahren ihre Mutter das Angebot machte, doch mal gemeinsam die Stadt-Bibliothek aufzusuchen. Es gäbe so schöne Bücher zu lesen, wie das schon 1960 war, als Enid Blyton, ihre 5 Freunde, Lederstrumpf, Robinson und Karl May die Welt der Jugendliteratur bestimmten.
Wenn heute hinterfragt wird, ob Kinder ihre maximal mögliche Begabung ausschöpfen, mag das in der Grundschule dann tatsächlich auch am Lehrer, oder besser, an der Lehrerin liegen.
Ob Schüler gut lesen gelernt haben, kann nämlich in deutlichem Maß ihre Schulkarriere bestimmen. Es bedurfte keiner Studien, um festzustellen, dass Kinder die schwach sind im Lesen – ohne weitere Betrachtung anderer Kenntnisse oder anderen Könnens – das Klassenziel eher nicht erreichen, sie die Schule verlassen oder auch auf die schiefe, weil straffällige Bahn geraten.
Pädagogik hin oder Sozialisation her – ob und wie sich der Nachwuchs schulisch entwickelt, ist dann doch abhängig vom Potenzial, was die Eltern genetisch und sozial mitgeben. Wer seine Gene in sich trägt, dem hilft kein extra Schulbrot oder eine aufgedrängte Lesehaltung, wie Mama sie wünscht. Was aber leistet dann die Schule?
Gibt die allein erziehende Mutter ihre eineiigen Zwillingen in verschiedene Grundschulklassen – wie tatsächlich geschehen, weil die beiden äußerlich ‚identischen Mädchen‘ nicht auch noch in der Schule zusammen bappen sollten – zeigen sich schon mal divergierende Ergebnisse. Da lassen verschiedene Lehrer einen dann doch am Einfluss der Schule zweifeln.
Beim Vergleich nicht verwandter Kindern bewirkt der Lehrer dann aber doch den Unterschied, dass ganze Klassen besser sind als andere. Problem hierbei: der Einfluss der Gene und die Teilung von Schulklasse und Familie lassen sich nicht differenzieren.
Genug Anlass dazu, zwischen ein- und zweieiigen Zwillingen zu unterscheiden, die denselben beziehungsweise andere Lehrer hatten. Nur auf diese Weise lasse sich zwischen 50 und 100 Prozent gemeinsamer Gene differenzieren.
Anspruch an das Ergebnis: Wie lässt sich der Grad der genetischen Variabilität genauer fassen, der auch die Leseleistung bestimmt?
Widerspruch brachten frühere Studien: Bislang waren bis zu 82 Prozent der Variabilität anhand genetischer Faktoren erklärbar, verbunden mit dem Einfluss des elterlichen Erbes, das ab der Einschulung auch noch zunahm.
Der Effekt der Gene gilt dann als noch deutlicher, wenn die soziale Umgebung für die Kinder aufwachsen als sehr homogen gilt und er damit geringer zu gewichten ist.
Schlaue Eltern oder ist ’s der Lehrer?
Gilt ein Elternpaar als dem Bildungsbürgertum zugehörig, dürfte kaum überraschen, dass Kinder von gebildeten Eltern bei Leseproblemen im Vorteil sind. Haben dagegen bereits die Eltern Leseschwierigkeiten, bleiben die Leistungen höher begabter Schüler auf der Strecke. Eine neue Studie versucht zu erklären, wie sich die Qualität von Lehrern auf die Leseleistungen ihrer Schüler auswirkt.
Wieder sind es Zwillingspaare – 280 eineiige und 520 zweieiige – die zum Panel gehörten. Maßstab für die Qualität der Lehrer waren dann die Ergebnisse der nicht miteinander verwandten Schüler in derselben Klasse.
Das Ergebnis spricht für eine gute Lehrerbildung: Die Kinder erreichten umso besser das Maximum ihrer Möglichkeiten (feststellbar als erhöhte genetische Variabilität), je besser ihre Lehrer in der Bewertung abschnitten.
Ähnliche Ergebnisse erhielten die Forscher, wenn sie speziell Zwillingspaare mit unterschiedlichen Lehrern untersuchten: Der Zwilling mit den schlechteren Leistungen hatte stets auch den schlechteren Lehrer abbekommen.
Aha! Also doch…
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