Warum man an Lehrern immer noch gerne rum erzieht!
Doch! Es gibt sie, die umstrittenen Berufe oder besser, es gibt diejenigen, die umstritten in ihrem Beruf arbeiten: Journalisten, Ärzte, Anwälte, Polizisten und … Lehrer! Richtig! Wer nun was gut oder weniger gut macht, ist eigentlich am Einzelfall zu entschieden. Da aber jeder erwachsene Bürger irgendwann mal selbst n der Schule war, hat jeder wohl auch das Recht, mit schwadronieren, was den einen guten oder einen umstrittenen handelnden Lehrer ausmacht.
Und weil das so ist, hat sich Heribert Prantl mitten im Dezember 2010 in der Süddeutschen mit den Lehrern auseinandergesetzt. Dem Lesestoff nach müsste es viele gute Lehrer geben, denn die Aspekte und Ansprüche sind ziemlich schnell abgehakt:
Gute Lehrer nehmen den Schülern die Angst vor der Schule,
sie sind manchmal genervt und manchmal platzt ihnen der Kragen,
manchmal sind sie frustriert, manchmal sind sie ungerecht.
Sie sind begeistert von dem, was sie tun.
Sie unterrichten nicht einfach Biologie, Latein, Physik und Englisch,
sie tun es mit liebevoller, mit beseelter Leidenschaft.
Gute Lehrer sind Gefährten fürs Leben, brauchen einen Arbeitsplatz,
der die Voraussetzungen dafür herstellt, gut sein zu können.
Sie brauchen nicht ständig neue Aufgaben, sondern mehr Freiheiten.
Freiheiten für eigene Ideen und für guten Unterricht;
Freiraum und Zeit für den einzelnen Schüler, für Projekte
und für Zusammenarbeit auch mit außerschulischen Einrichtungen.
Sie brauchen weniger Verwaltungsaufgaben,
bleiben in einem ziemlich kranken System gesund.
Sie sehen die Not der Kinder, ohne daran zu zerbrechen.
Sie führen ihre Schüler an einer langen, aber straffen Leine.
Sie sind Künstler, weil Lehren eine Kunst ist und
sie befähigen Schüler, urteilsfähig zu sein, Kritik üben
und selbständig handeln zu können.
Die Aufzählung hat was und wird vielen Lehrern tatsächlich auch gefallen, wie der Journalist Prantl das benennt. Und doch, Lehrer zu sein, ist mehr, als dass einer mit fachlich fundiertem Unterricht, einer mit 1er-Abi und einem 1er-Examen, auf die Schüler los geht.
Und weil das Vorgenannte gilt – jeder war selbst mal Schüler -, wird zu wenig über gute und zuviel über schlechte Lehrer geredet.
Und mancher gute Lehrer – so zum Beispiel die BWL-er an den beruflichen Gymnasien – will gar kein Pädagoge sein, weil er/sie in die Rolle des Lehrers vom Referendar zum Assessor langsam und praktisch rein gewachsen ist und er/sie Schülern in der Mittel- und der Oberstufe (hoffentlich) die Angst vor der Stofffülle und vor der Prüfung nehmen kann.
Keiner will als „Heiliger der Klassenzimmer“ oder als „Held des schulischen Alltags“ gelten. Gute Lehrer sind lediglich begeistert von dem, was sie tun: sie sind nicht einfach Erdkundler, der auch schon mal den Lateiner vertritt (eine Häme, die der SPIEGEL einst über Heinz Maegerlein, den ersten TV-Quizzer im Deutschen Fernseher ausschüttete; 1958 – 1969), sondern unterrichten „liebevoll, mit beseelter Leidenschaft“.
Aber auch in der Leidenschaft macht man Fehler, die dann aber junge Menschen nicht kaputt macht. Hat ein Schüler einen Lehrer, der nicht als Handlanger des „Menschenfresser Schule“ auftritt, dann nimmt das auch die Angst, vermittelt gar Glück, und der Lehrer wird gar über mehrere Schuljahre zum Gefährte fürs Leben.
Jeder kennt einen typischen Lehrer
Lehrer sind grausam oder lächerliche Vernichter der Kindheit – so die Literatur zu Schulhorror, zum Klassenzimmer als Ort des Schreckenskabinetts und der Bösartigkeiten, der Demütigung (so bei Heinrich und Thomas Mann, bei Torberg und Ebner-Eschenbach, bei Rilke und Hesse und eben auch bei den „Buddenbrooks“.
Der Tenor: Lehrer in Romanen sind entweder Geistesgestörte, Narren oder Sadisten; bei Wedekind im „Frühlings Erwachen“ heißen sie Sonnenstich, Affenschmalz, Knüppeldick, Knochenbruch und Hungergurt. Bei Ludwig Thomas Lausbuben-Geschichten sind Schulstreiche oft solche mit bitterem Ausgang. Alles lange vor Pisa, doch zu Zeiten, „die als die großen des deutschen Bildungswesens gelten“.
Wieviel Gelegenheiten braucht es, als Lehrer gut zu sein? – Er braucht einen Arbeitsplatz, eine zeitgerechte sachliche und personelle Ausstattung an seiner Schule, und er darf sich nicht selbst täuschen, wenn er eine kastrierte Stunde vor 32 Schülern agiert, wo der Klassenteiler erst bei33 liegt…
Warum gibt man Lehrern ständig neue Aufgaben statt mehr Freiheiten; für eigene Ideen und für guten Unterricht; für den einzelnen Schüler, für Projekte und außerunterrichtliche Kooperationen? Muss sich ein Lehrer bei jeder spontanen Initiative fragen: „Geht das rechtlich in Ordnung?“
Als Aphorismus kann gelten: Ein guter Lehrer ist […] einer, der in einem ziemlich kranken System gesund bleibt […].
Ein guter Lehrer sieht die Not von Kindern, zerbricht aber nicht daran, wenn er diese oft nur aushalten aber kaum lindern kann. Er führt seine Schüler an langer, straffer Leine; er bietet Freiheiten, verwahrt sich gegen Frechheiten. Er lernt mit und von seinen Schülern, weiß, dass […] Erziehung zu zehn Prozent aus Information und zu neunzig Prozent aus Vorleben besteht […].
Wie war das bei Gerhard Sch.?
Als „faule Säcke“ benannte einst Gerhard Schröder die Spezies der Lehrer. Damit war deren Vertrauen in den Sozi deutlich belastet.
Doch Lernen braucht Vertrauen; bedarf der Schüler Gewissheit, dass Lücken und Schwächen, dass Ängste, Neugier und Fragen ernst genommen werden
Ein Balanceakt, wen man weiß, das Lehrer auch Klausuren korrigieren und Noten geben. Für den Beurteilten stets auch die Forderung sich gelungen zu präsentieren. Da wäre nur die personelle Trennung besser in „Lerncoach“ und „Beurteiler“.
Halten wir fest: Lehrer sind Künstler, weil Lehren die Kunst ist, jungen Menschen die Tür zur Welt zu öffnen, sie neugierig zu machen; ihnen Selbstvertrauen und Orientierung zu geben.
Es war der „Erdkundler“ und Seminarlehrer Ludwig Bauer dem das Zitat zugeschrieben wird: „Ein schlechter Lehrer, dessen Schüler ihn nicht übertrifft.“
Gute Lehrer entfachen Begeisterung Schülern, die man daran erkennt, […] dass sie etwas wissen wollen, dass sie urteilsfähig sind, Kritik üben und selbständig handeln.
Also: Lehrer müssen Schüler mögen und respektieren, was voraussetzt, dass die Gesellschaft den Lehrern achtet. Wenn die Gesellschaft ständig an Lehrern krittelt, […]dann hat sie unverdientes Glück, wenn die Lehrer mit den Schülern gut umgehen“.
methodix meint
…wer die Ausgabe der Süddeutschen nicht hat lesen können,
der findet dann halt den web- Artikel toll.
Und natürlich sich selbst,
weil er sich als guten Lehrer sieht.
So einfach ist das.
Ein OStR
mit jugendlichen 62