Teil I – Von den Fiffties zu den Sixties – Dossier der Bundeszentrale
Unsre Jugend habe Kultur?! – Das wüsste man doch! Ist deren sozialer Untergang nicht schon durch schlechte Ergebnisse bei Pisa besiegelt, gefolgt von Lehrstellen-Abbrüchen, begleitet von Alkohol- und Gewaltexzesse, die an der Tagesordnung sind, und das eben nicht nur während der Karnevals-oder Faschingszeit, viel eher auch an eigentlich jedem Wochenende – irgendwo in Deutschland.
Doch halt! Es geht in der sozio-geschichtlichen Betrachtung nicht um Pisa, sondern um Halbstarke, Rock’n’Roller und Hillbilies und Beat-Fans, um Gammler, Provos und Hippies, um Skinheads, Hooligans und einige mehr.
Also nicht um „die Jugend“, sondern um Minderheiten. Denn auch Punks, Hooligans, Gothics, Skater oder Hip-Hopper schließen sich einer spezifischen Jugendkultur an, mit Einfluss durch diejenigen, die mit ganzem Herzen dabei sind, und die ‚trendy‘ sind für Musik und Mode und gesamtgesellschaftliche Muster.
„Die Jugendphase ist für Jugendliche zu einem steinigen Weg in eine unbekannte und unsichere Zukunft geworden.“ (Shell Deutschland 2002, S. 63)
Wer in seiner Jugendkultur mitmacht, der versucht, sich seine Jugendzeit möglichst lange tu erhalten. Und weil man im 21. Jahrhundert als Jugendlicher viel Anlass haben kann, der ökonomischen und ökologischen Realität auszuweichen, schließen sich dann doch 20 bis 25 Prozent der Jugendlichen einer eigenen „Jugendkultur“ an.
Dabei ist der Einfluss derer, die recht passioniert Punk, Skinhead, Grufti oder Skateboarder sind, überaus deutlich. Da werden Meinungen gebildet und kulturelle Leitbilder für Gleichaltrigen entworfen, die sich nicht mit einer der „Kulturen“ identifizieren, wohl aber sich daran orientieren.
Die Fiffties
„One, two, three o‘clock, four o‘clock rock, five, six, seven o‘clock, eight o‘clock rock, nine, ten, eleven o‘clock, twelve o‘clock rock, we‘re gonna rock around the clock tonight.“ (Bill Haley, 1954)
Was mit dem Rock ’n Roll als „Negermusik“ aus Amerika herüber schwappte, war zunächst eher unerwünscht; galt als vulgär und konträr zu den tradierten Vorstellungen der Älteren und zu dem, was die für „deutsch“, „korrekt“, „sauber“ und „anständig“ hielten. Das lag auch an der Inszenierungen von Halbstarken, über deren Erscheinungsbild man sich empörte. Häufig trat bei den Meetings der „Moped-Banden“ die Polizei auf den Plan und die Beobachter hatten ihre hämische Freude am Auftritt der Ordnungsmacht, die für öffentliche Spannung sorgte.
Amerika wird zum Synonym für eine vaterlose deutsche Jugend und den „American way of life“ nutzen die Jugendlichen als Provokation gegen die restriktiven Forderungen und national-preußische Ideale, wie Ordnung, Disziplin, Akzeptanz der Über- und Unterordnung nach Autoritäten.
Kommerziell wurde die neue Jugendkultur aus Amerika mit der BRAVO aufgegriffen, wenn auch mit bedrohlichten Aspekten bei den Konserbvativen.
Mit der prosperierenden Teenager-Industrie kam das Make-up, der modische Schmuck, kamen Peticoat, Blusen und Jeans.
Swinging Sixties
„And when the night is cloudy, There is still a light that shines on me, shine until tomorrow, let it be.“ (The Beatles, 1969)
Die Rock’n’Roll-Szene der 50-er Jahre wurde ab 1963 von der Beatbewegung abgelöst, es kam die zweite Musikkultur, die kreischend aufgesaugt wurde. Hinzu kamen ‚Gammler‘, die nicht den Aufstand probten, sondern sich als junge Helden nur müde ablegten und damit den Müßiggang als langsamste Jugendbewegung aller Zeiten begründeten.
Sich dabei organisiert, dem Konsum zu verweigern, war das eine, als Gammler und Beatnik jedoch nur passiv auszusteigen, reichte neben bloßem Provozieren der Gesellschaft durch Aktionen der Provos selbst den Hippies nicht. Wird Freiheit und Glück gesucht, muss man der muffigen Gesellschaft radikal den Rücken kehren.
In den 60ern, während die bundesdeutsche Gesellschaft erkennbar offener und internationaler wird, macht der Autoboom die Individuen urlaubs-mobil hin zu den südlichen Mitelmeerländern.
Doch die Jugend hat sich in vielen Bereichen elternfrei eingerichtet, Rock’n’Roll und Beat, Idole aus amerikanischen Filmen und steigende Kaufkraft aus den Wirtschaftswunderjahren prägten die Sozio-Kultur genauso stark wie der Krieg und die Diktatur zuvor die Gesellschaft der Eltern und Großeltern.
Weitere Infos uner http://www.bpb.de/themen/UXMX81
Oberlehrer meint
Da halten wir doch mal mit wikipedia fest:
„Kultur ist im weitesten Sinne alles, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt,
im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur.
Kulturleistungen sind alle formenden Umgestaltungen […] auch geistiger Gebilde
wie etwa im Recht, in der Moral, der Religion, der Wirtschaft und der Wissenschaft.“