„Erst kommt das Fressen und dann die Moral…“. Nun ist Deutschland kein Land, in dem es absehbar zu einer Hunger-Revolte kommen könnte, auch wenn die täglichen Menschenschlangen an den „Tafeln“ und vor ihren Läden tendenziell immer länger werden. Doch gibt es einige Soziologen und Ökonomen, die sich eine ‚härtere Gangart‘ derer vorstellen können, die als „underdogs“ kaum aus ihrem sozialen Umfeld raus kommen, weil sie keine oder aber eine schlecht bezahlte Arbeit finden, sie Mieten in besseren Quartieren nicht zahlen können und weil sie mangelnder Bildungschancen wegen auch nicht zu beruflicher Qualifikation gelangen.
Nicht allein deshalb fordern Sozial-Psychologen mehr Prävention und einen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft, denn nach den Sommer-Unruhen 2011 in London und anderen Städten sind ’neue Leitbilder‘ nicht auszuschließen. Auch wenn die britische Regierung mit Härte reagiert haben mag und die Justiz darauf setzte, dass überaus lange Haftstrafen eine abschreckende Wirkung haben sollten.
Denn auch auf dem Kontinent kritisieren Juristen in einigen Fällen bereits, das die Strafen unverhältnismäßig seien, was wohl auch etliche Berufungsverfahren bei der britischen Justiz nach sich ziehen könnte. Und auch der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) vor der Illusion, dass härtere Strafen im Jugendstrafrecht künftig die Jugendgewalt reduzieren könnte.
Werden Fälle bekannt, in denen Jugendliche exzessiv gegen Menschen und Sachen vorgingen, sind die Befürworter härterer Strafen schnell auszumachen, indem sie auch Kritik an der angeblichen Kuschelpädagogik üben. Wer jedoch härterer Bestrafung fordert, der übersieht meist, dass die Praxis der frühen Strafmündigkeit und harte Strafen nicht den erwarteten Erfolg bringen.
Und wenn auf den Britischen Inseln Kinder bereits mit 10 Jahren strafmündig sein können und trotzdem rohe Gewalt herrscht, muss akzeptiert werden, dass es wohl kaum jemanden abschreckt, ob man ihn mit 10 oder 15 Jahren Gefängnis straft…
Da machen sich präventive Maßnahmen, die bereits im Vorschulalter einsetzen, besser; was auch für soziale Trainingsprogramme und Anti-Aggressions-Kurse gilt. Begleitend dazu muss wohl im Jugendstrafvollzug durch sozial-therapeutische Konzepte konsequenter auf eine Sozial- und Legal-Bewährung gewirkt werden.
Damit wird es zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, junge Gewalttäter nicht den Gerichten zu überstellen, denn vermeintlich einfache Lösungen werden kaum gewünschten Erfolg haben. Weiß man doch, dass Strafen kränken, Hass auslösen, Trotz und Unsicherheit erzeugen und kaum abschrecken.
Als Ziel von Erziehung ist eher die positive Hilfe zur Sozialisation zu sehen, denn Strafe führt nur kurzfristig zur „Anpassung“, nicht jedoch dazu, dass sich das Erwachsenenwerden selbst reguliert.
Strafe bewirkt kein anderes Verhalten, und wenn doch erschwert sie die positiven Entwicklung statt sie zu fördern.
Wer eine Politik der Null-Toleranz propagiert, kann zwar die Gesellschaft verändern, verhindert aber nicht ihren Zerfall, weil er die Ursachen einer falschen Entwicklungen wie Armut, mangelnde Bildung und Aussonderung bei der Jugend nicht erkennt.
Also: Her mit der Konfliktberatung durch einfühlende Beziehungsarbeit mit vereinbarten Grenzen, verbunden mit der Chance, sich als Jugendlicher in der Gesellschaft und bei Konflikten angemessen Konflikten aktiv zu verhalten.
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