Ach, ich weiß nicht: Sehen Sie auch Jahr für Jahr diesen einen Film so gerne? Nein, nicht „der kleine Lord“! Ja, der ist süß, und für ein paar Momente glauben wir der Botschaft dieses Films: In jedem bösen Machthaber schlummert ein sentimentaler Gutmensch, und wenn der geweckt wird, wird die Welt gerecht. Aber, wie das eben bei Gutmenschen so ist. Sie meinen es nicht so! Drum bringt es uns auch Nichts, dass es sie gibt. Ob es nun wie am Red Nose Day heißt „Wir tun was Verrücktes und Sie spenden dann wie die Bekifften den Armen“ (oder so!) oder, ganz klassisch: „Tue Gutes und sprich darüber“: Schwamm drüber!
Es ist kurz vor 20h und bald wird geschunkelt und mit dem Arsch gewackelt: Alles wiederholt sich.
Zurück zu diesem geilen Neujahrsfilm: „Die Zeitmaschine“, ein US-Filmteil von 1959. Demnach soll es in den 60ern den Dritten Weltkrieg geben, was ja nicht so direkt eingetreten ist, sieht man mal von den ganzen anderen Kriegen und dem sogenannten „Kalten Krieg“ ab.
Auf jeden Fall soll es gemäß dieser Zeitmaschine in 4. oder 6. Jahrtausend der Menschheitsgeschichte nur zweierlei Spezies geben: Die Einen: Allesamt blond, Männer und Frauen, alle um die höchstens 20 und phlegmatisch bis dort hinaus. Den ganzen Tag an einem See tollend und Früchte verspeisend. Es gibt kein Tier und kein Unkraut. Und dann die zweite Spezies: Geschlechtslose Monster mit grüner Haut und leuchtenden Augen, die die andere Menschenart wie Sklaven halten, sie wie Tiere züchten und dann verspeisen. Und Angst vor Feuer haben. Damit erledigt sie dann auch der Zeitmaschinenforscher, der sich aus dem Jahr 1900 zeitlich nach vorne gebracht hat, mit einem Hebel, der ausschaut wie ein Knauf aus einer dicken, runden, facettierten Glaskugel. Ein Wunder, dass RTL nicht mittendrin in der Werbepause für den reichsten Hersteller unechter, aber glitzernder Klunker, dessen Firmenname mit einem „S“ beginnt und einem „ski“ endet, geworben hat.
Dieses Jahr, also heute habe ich mich zum ersten Mal gefragt, was uns von den Blondies aus dieser Zukunftsversion unterscheidet.
Schauen Sie sich doch die ganzen Jahresrückblicke an! Wir leben im Jugendwahn und ertragen jeden Wahn von irgendwelchen Monstern, bis das der Tod uns voneinander scheidet. Ob Sie jetzt Schrempp, Obermann, Bush, Eva mit Vornamen oder Sinn heißen.
Wir wissen, dass diese Monster uns beherrschen und jederzeit zu Tode nerven oder fressen können. Und, wenn wir mit dem „Gefressen werden“ heute mal nicht dran sind: Na gut, dann waren eben andere dran. Fein!
Es bleibt nicht alles wie es ist, oder doch? Naja, manches wird besser. Für die Besser-Gestellten. Und, ja doch, das bleibt, wie es immer war, quasi als Naturgesetz: Denen, denen es dreckig geht, geht’s halt dreckig. Zwar sind wir menschliche Wesen und sehr gut in der Lage, so sagt es auch der Forscher in „Die Zeitmaschine“, dass wir Menschen, im Gegensatz zu den Tieren, mit Leidenschaft entbehren können. Aber, Herr Schrempp, Herr Sinn, Sie möchten nicht zufällig damit anfangen? Nein?
Wie gesagt: Alles kommt irgendwie wieder. Wie so ein Kobold, von dem ich als Kind und in der Pubertät regelmäßig träumte. Er lachte immer, er war immer da, wo ich war und lachte wirklich penetrant. „Hi hi!“ So mit spitzen, kleinen Zähnen. Ich steckte ihn ins Klo, spülte ab. „Hi hi!“ Da war er wieder! Ab mit ihm in die Tonne! „Hi hi!“
Und so ist es mit dem Spot „DU BIST DEUTSCHLAND.“ Neiiiiin! Den gibt es wieder. Passend zu Roland Kochs Idee, dass man ausländische, jugendliche Straftäter härter betrafen soll. Denn in dem Spot geht es um ein Kind, das aufwächst und den Eltern Sorgen bereitet. Mit so ganz banalen Dingen. Wie zum Beispiel ein Mädchen, das zum ersten Mal einen Jungen küsst. (In Gegenwart der Eltern, Alptraum. Für das Mädchen. Und den Jungen.) Und, egal, was dieses Mädchen macht. Im „Off“ heißt es immer: „Du machst mich wahnsinnig!“ Und da kommt wieder – mein Gott Weihnachten ist ja schon wieder so lange her…aber –zig Wahlen stehen vor der Tür…hi hi! – der GUTMENSCH! Der letzte Satz heißt nämlich: „Du machst mich wahnsinnig“…dann kommt eine dramatische Kunstpause“ und dann „VOR GLÜCK“. Und dann – rette sich, wer kann: „DU BIST DEUTSCHLAND“.
Gegen diesen Spot ist mein Alptraumkobold genauso sympathisch wie die zwei metallenen Jungs auf dem Mars, die 150 Grad minus trotzen. Meine Helden in den Nachrichten des deutschen, öffentlich-rechtlichen Fernsehens! Weit, weit, ganz weit weg von uns schmerzfreien, degenerierten Alles-Erduldern leben die zwei Supercoolen mit Namen SPIRIT & OPPORTUNITY. Sie sind echt unkaputtbar. Sagte Erdenwesen in den besagten Nachrichten.
Und das ist für mich das Motto für 2008, egal, was kommt:
SPIRIT und OPPORTUNITY. Oder so.
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