…weil Ärzte die häusliche Betreuung der Eltern empfehlen…
„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!“ – Ein Satz, der als der häufigste gezählt wird, der jemals und von Tag zu Tag neu im Fernsehen gesprochen und gezeigt wird. Muss man aber deshalb auch auf 84 Prozent der deutschen Allgemeinmediziner hören, die davon ausgehen, dass Pflegebedürftige, die zu Hause betreut werden, gesünder leben bzw. seltener krank sind.
77 Prozent der Mediziner glauben zudem, dass die Lebenserwartung von Senioren zu Hause höher sei als in einem Pflegeheim. Als Beweis gilt: eine repräsentative Umfrage des Ärzte-Nachrichten-Dienstes (ÄND) im Auftrag von Promedica Plus. An ihr nahmen 377 Mediziner teil.
Und sogar ein Arzt ließ sich aus, ihn zu zitieren: „Die Herausforderungen des täglichen Lebens zu Hause sind deutlich besser für die körperliche und geistige Gesundheit“.
Zu allgemein ist jedoch der begleitende Hinweis von Medizinern, bei Pflegeheimen sei das Personal häufig überfordert und zu knapp und man habe zu geringe Zeit, um auf die Pflegebedürftigen eingehen zu können.
So kann nur jemand „schwätzen“, der sich die Osteuropäerin in der Einliegerwohnung im Reihenhaus der Mutter oder Schwiegermutter für 1200 bis 1400 Euro pro Monat leisten kann, also der Doktor selber, oder derjenige, der auf keinen Fall will, dass das Reihenhäuschen drauf geht, wenn die Mutter als Eigentümerin einer Immobilie als „Selbstzahlerin“ ins Heim soll…
Denn wenn die ‚Alten‘ pflegebedürftig sind, dann sind die Söhne oder Töchter doch meist auch schon 60+…Und dann soll womöglich eine wenig geliebte Schwiegertochter die Pflege leisten…
Da kann wohl „weit mehr als jeder zweite befragte Allgemeinmediziner“ sehen, was er will, auch dass das bekannte Lebens- und das gewohnte soziale Umfeld als wesentlicher Vorteil für die Betreuung zu Hause gilt. Doch selbst für die Ärzte und deren alte Angehörige bleibt alles ein Wunschmodell von Betroffenen und eigenen Angehörigen.
Mag schon sein, dass 93 % der Befragungsteilnehmer sich sicher sind (wer ist das schon), ihre Patienten würden lieber daheim als im Heim betreut, um selbstbestimmter und individueller leben zu können.
Dazu stellt der Autor des Beitrags für sich selbst fest, dass sich seine Mutter im 99ten Lebensjahr, ohne Demenz und nur mit arthrotischen Knien, im APH „sauwohl“ fühlt: trotz physisch erforderlicher Pflegestufe I, mit vier-rädrigem Elektro-Fahrzeug, drei Mahlzeiten im Speisesaal, eigener Tageszeitung, Telefon, Fernsehen, Balkon, Gedächtnistraining und vielen hauseigenen Festen und Festchen…
Für schlappe 2600 + Euro im Monat, davon 1028 von der GKK und die volle Witwen-Rente von 1350 ist auch weg. Bleiben als Selbstzahler-Minus vom Geldvermögen 250 Euro.
Und so bleibt es schließlich dabei, dass zwar 80 von 100 Ärzten den eigenen Eltern eine Betreuung zu Hause empfehlen, es wohl aber nicht selbst praktizieren wollten…
Was bleibt gilt aber auch: nach Beobachtungen der Allgemeinmediziner tendieren Angehörige zu 55 % zu einer Unterbringung im Heim. Stünden jedoch Mittel für eine Rund-um-Betreuung zu Hause zur Verfügung, würden nach Ärztemeinung nur noch 18 % eine Heimunterbringung vorziehen.
Denn bei einer Rund-um-Betreuung als etabliertem Modell leisten osteuropäische Betreuungskräfte wichtige Arbeit, doch die muss man sich auch räumlich finanziell erst leisten können.
Ein differenziertes Bild ergibt sich bei der Betreuung von Demenzkranken. Zwar sieht auch hier die Mehrheit der Ärzte die Vorteile einer Rund-um-Betreuung in den eigenen vier Wänden, denn Demenz werde durch die Veränderung des Umfeldes eher noch gravierender. Doch wissen Hausärzte auch, je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto eher ist ein Heimaufenthalt zu befürworten.
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