Thomas Strothotte, ein Kanadier in Deutschland, fabuliert bei Zeit online…
http://www.zeit.de/2016/06/integration-kinder-arabisch-lernen
Bisher verstünde man Integration als Einbahnstraße. Einwanderer müssten sich integrieren. Das klingt plausibel, verbaue aber die Möglichkeit, sich Chancen zu eröffnen. So der Informatik-Professor und Präsident der Kühne Logistics University in Hamburg. Als Mit-Begründer zweier bilingualer Schulen in freier Trägerschaft sieht er Chancen vor allem in einem neuen Modell der Schulbildung.
Strothotte fabuliert:
In Deutschland werden etwa 700.000 Kinder pro Jahr geboren, bei etwa 30 Prozent von ihnen hat mindestens ein Elternteil einen Migrations-Hintergrund. Hinzu kommen derzeit vielleicht 50.000 Flüchtlingskinder pro Jahrgangsstufe zwischen 6 und 16 Jahren. Das sind zu viele, um sie nach gängigem Muster integrieren zu können.
Ich bin sicher, dass das gleichzeitige Erlernen zweier Sprachen ganz neue Möglichkeiten eröffnet. […]
Ein Szenario wäre, Englisch als gemeinsame Schulsprache zu wählen. Weder deutsche Kinder noch Flüchtlingskinder sind im Englischen zu Hause, so dass beide Gruppen auf Augenhöhe beginnen.
[…]
Hierzulande sollte hinzukommen, dass die Flüchtlingskinder aus dem Nahen Osten Deutsch und die deutschen Kinder Arabisch lernen. Die Anwesenheit von Muttersprachlern der jeweiligen Sprache in jeder Klasse würde das erheblich erleichtern. Deutsch und Arabisch sind für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend, bis zum gemeinsamen Abitur.
[…]
Neben Deutsch als Kernkompetenz würde so ein Zugang zur arabischen Welt möglich oder – falls die zweite Sprache eine andere ist – zu Regionen, in denen Französisch, Türkisch, Spanisch oder Russisch gesprochen wird. Wir würden damit anerkennen, ein Einwanderungsland und eine mehrsprachige Gesellschaft zu sein.
[…] Hätte das Vorteile für uns? Ja, und was für welche! Wir meistern auf diese Weise nicht nur die schulische Integration von Flüchtlingen und Einwanderern. Allein für den Nahen Osten, der in den nächsten Jahrzehnten einen tief greifenden Wandlungsprozess durchmachen wird, empfehlen wir uns und unsere Kinder als wirtschaftliche, kulturelle und politische Partner, die diesen Transformationsprozess begleiten können.
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