Ein Offizier d. R. leitet Salem, das berühmte Internat – Warum aber fliegen dort die Fetzen?
Sebastian Balzter, Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, sucht Erklärungen
Wer seinen Abkömmling nach Salem schickt, zahlt dafür rund 36 000 Euro im Jahr. […] Seit bald fünf Jahren steht der Offizier d. R. Westermeyer in Salem an der Spitze, länger als sich seine beiden Vorgängerinnen auf dem Posten halten konnten. Davor war ein einziger mehr als dreißig Jahre im Amt: Bernhard Bueb. In Salem verehrt als Pädagoge der guten alten Zeit, aber auch im Rest des Landes populär, auch wegen wegen seines Buchs über das „Lob der Disziplin“.
Doch so eine Nachfolge anzutreten, wäre an jeder Schule schwierig. In Salem gleicht der Versuch einem Himmelfahrtskommando. Bernd Westermeyers Vorgängerinnen können ein Lied davon singen. Eine dritte Kandidatin…wurde abgesägt, bevor sie überhaupt den Dienst antreten konnte. Ein Schuljahr lang war die Stelle danach vakant. […]
Salem – das Internat ist die bekannteste Elite-Schmiede der Republik für die Abkömmlinge von Industriellen, Adligen, Milliardären und Konzernchefs… Salem gilt auch „hehres pädagogisches Projekt“: Die Schüler sollen als ganze Menschen gefordert und gefördert werden – auf akademische Exzellenz und auf eine Turbo-Karriere.
Doch Salem sei auch zur Bühne für Intrigen und Grabenkämpfe geworden. Im Richtungsstreit zwischen einflussreichen Gönnern und ehemaligen Schülern.
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In Salem sind die Schülerzahlen gesunken, es sind heute rund hundert Zöglinge weniger als am Ende der Ära Bueb. Das gehe ins Geld. Die Schule bekomme vom Staat zwar einen Zuschuss, sie trage sich aber zu 70 Prozent aus den Elternbeiträgen. […]
Kurzum: Wer hier bestehen will, der braucht ein dickes Fell.
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F.A.Z. Beruf & Chance Freitag, 17. Februar 2017
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