Lieber W.,
ich ziehe einen Teil meiner literarischen Empfehlung zu Deiner Frage um das „tadellose“ Leben zurück.
Die „Confessiones“ (jetzt) zu lesen würde wahrscheinlich nichts bringen.
Weiterhin aufrechterhalten möchte ich jedoch die Weisheit, sofern es denn eine individuelle, eine ganz subjektive Anschauung sein kann:
„ … unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir.“
Wer also mutig ist, stelle sich seiner Unruhe, übertünche sie nicht mit allerlei Beschäftigungen etc. und nehme sie wahr, d.h. er nehme sie ernst.
Es braucht bei einem intelligenten und feinfühligen Menschen nicht sehr viel, um zu merken, dass die Decke der wohlständigen Saturiertheit dünn ist, darunter Tonnen von Wut, Angst etc., je nach Person.
Und dann stellt sich die Frage, ob man eine neue Dimension des Seins erschließen will oder ob man wartet, bis sie sich ein wenig gezwungenermaßen erschließt, in dem, was man üblicherweise Tod nennt.
Wer das Glück oder das Pech hat, wenig wirkliche Brüche im Leben durchlaufen zu haben, muss hier wohl aktiv entscheiden und sich sein letztliches „Nicht-in-der-Hand-Haben“ eingestehen.
Auch das dürfte einem nachdenkenden Menschen nicht sehr schwer fallen.
Dann warten und hoffen.
Ich vermute, dass einzige wirkliche Hindernis ist menschliche All-Kontroll/Macht-Phantasie, die sich wiederum bei einigem Nachdenken nicht sehr lange aufrechterhalten lässt.
Schmerzliche Beispiele zu dieser Art Irrtum lassen sich wohl in jedem Leben finden.
Gruß M.
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