…um nicht doch Mogelpackung zu sein…?
Vor 50 Jahren war alles anders: mittags war Spiel und Freizeit angesagt, dort am Athleten-Plätzle, deutlich außerhalb der Stadt und mit dem Rad oder dem Tretroller in fünf Minuten zu erreichen. Man kletterte auf Bäume, versuchte sich mit der selbst gefertigten Schleuder im Dosenschießen und sorgt sich um den einen (!) Dart-Pfeil, diesen beim Fehlwurf nicht doch zu verlieren…Und auch das nahe Kneipp-Bad lockte, wenn denn die Saison soweit war.
Heute, heute haben sich Ganztagsschulen – wohl statistisch – „zum Renner entwickelt“. Von 13.000 in 2009/2010 bis auf knapp 20.000 in 2012/13.
Was hier passiert ist klar: Die Halbtags-Schule wird nach und nach transformiert zum flächendeckenden Ganztagsangebot. Studien beschwören, dass die Ganztagsschule den Kindern gut tue:
* soziale Kompetenzen würden gefördert;
* mehr Chancen würden jenen geboten, die aus sozial schwachen Familien stammen.
Als zentrale Frage bleibt: gebundene Form oder eher die offene Variante? Die Experten für Pädagogische Forschung sind gefordert.
Gebunden heißt, an fünf Wochentagen auch nachmittags zu unterrichten und zu betreuen; mit Unterricht im anderen Rhythmus; mit sich bewegen, essen, Interessen nachgehen oder entspannen. Offen bedeutet: das Nachmittagsangebot ist meist freiwillig, kann aber gut gelingen, wenn Qualität, Schule und Unterricht stimmen. Und das alles bei schwachen öffentlichen Kassen.
Viele Eltern und Elternvertreter sind skeptisch, weil die „ganztägige Betreuung und Bildung an Schulen“ (GBS) Hortplätze verringert. Schulen sollen sich für die Nachmittage ihre Kooperationspartner selbst suchen. Doch schon beim Mittagessen gibt ’s Probleme: Klappern im 15-Minuten-Takt; oft fehl die Mensa, während im Hort genügend Zeit und Platz ist.
Was aber wird trotzdem geboten? Fehlt nicht bis 16 Uhr eine sinnvolle Abwechslung von Bewegung und Entspannung, mangelt es nicht doch an der Hausaufgabenhilfe und den Förderern von Talenten. Das aber ist des „Pudels Kern!“
Online-Kommentare zur Ganztagsschule ?
1. Nein!
2. Die Praxis zählt! Ja, was wird denn gefördert, wenn die Kinder ihre beste Zeit in der Schule absitzen müssen?! Vorbereitung aufs Leben? Kindern ihre ganzen Tage zu verschulen, halte ich für Totalitarismus.
3. Kinder müssen auch mal abschalten dürfen. Nachdem ich meine Berufstätigkeit krankheitsbedingt aufgeben musste, meinten meine Kinder: „Wie schön, dass wir nach der Schule nach Hause kommen dürfen. Im Hort ist es immer so laut.
4. Was kommt als Nächstes ? Welches Familien- und Menschenmodell wird in der Zukunft gelebt und weitergegeben ? Was passiert und wie geht eine gesamtgeschulte Jugendgeneration damit um, wenn sie selbst das Alter erreicht und eine „familiäre Lebensgemeinschaft“ gründen möchte ?
5. Ganztagsschulen kritisch hinterfragen. Ohne die Freiheit unserer jungen Menschen, die durch Ganztagsschulen sehr früh eingebunden sind in starre oft auch sinnlose Tagesstrukturen, verliert sich die Kreativität und somit der Fortschritt. Nur um weitere Verwahrungsplätze für Kinder zu schaffen, denen die wichtigsten familiären Bezugspersonen fehlen, weil die Politik es so möchte…?
Kinder werden so zu einer beliebig verschiebbaren und beeinflussbaren Masse, die von Hinz und Kunz rund um die Uhr betreut werden darf.
Armes Deutschland
6. Ich habe die Ganztagsschule in der Mittelstufe miterlebt. Die Grundschule war noch halbtags. Die Ganztagsschule macht den Raum Schule nur noch grausamer und unfreier. Warum lesen heutige Kinder wohl nicht mehr? Weil sie heute durch die Schule keine Zeit mehr haben.
7. Wie gehabt. Kein einziger Insider wundert sich! Ein ums andere Mal outen sich deutsche Bildungsbürokraten als Maulhelden und Windbeutel, die das deutsche Volk verarschen – und der deutsche Michel dackelt denen schön brav hinterher und redet diesen Figuren das Wort! Armes Deutschland …
8. Eltern gefragt? Kinder sollen in GTS, damit ihre Eltern besser arbeitsmarkt-verwertbar werden. Das, was Kinder dort lernen, steht nicht im Verhältnis zu der Zeit, die sie dort verbringen.
9. In Bayern“gibt es noch immer die Vorstellung, dass Kinder nachmittags nach Hause gehören. Ist es eigentlich mittlerweile völlig undenkbar, dass es Eltern gibt, die möglichst viel Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten? Einfach, weil sie aus diesem Grund Kinder bekommen haben….
Und so weiter und so weiter und so weiter…
Chris meint
Das Hauptproblem sind sicherlich die begrenzten Platzresourcen
an den Schulen. Wenn ich mir die Schule meines Sohnes ansehe,
dann ist es genau dies das Problem, was die Ganztagesschule
unmöglich macht.
Gruß Christoph