Was ist nicht schon alles für die moderne Welt erfunden worden? Sieht man mal ab vom Rad, als „ dem Ding“ schlechthin, kam auch das Telefon, der graue Dübel, die Strickmaschine, der Walkman und die Mikrowelle für die Küche. Nicht zu vergessen die Nespresso-Kaffee-Kapsel. Drum darf man nun auch die Frage stellen, warum hat die Natur den Sex erfunden?
Dazu rätseln und forschen Evolutionsbiologen wohl schon seit langem. Gilt doch als Fakt, dass Sex einige Nachteile mit sich. Warum sich dieser „Sozialbereich“ dann beim kultivierten (?) Menschen durchgesetzt hat, wollen Biologen anhand von Rädertierchen erforscht haben.
Publik wurden neuere Ergebnisse einer Studie in Nature (Oktober 2010), wonach nachzuweisen gewesen sei, „dass geschlechtliche Fortpflanzung von Vorteil ist, wenn Lebewesen in einer heterogenen Umwelt leben, an die sie schlechter angepasst sind, als wenn sie ein einer konstanten, homogenen Umwelt leben“.
Bei diesem doch eher hypothetischen Hintergrund konnten die Wissenschaftler für die Evolution und den begleitenden Sex ableiten, dass sexuelle Fortpflanzung vorteilhaft sei, weil auf diese Weise genetisch variabler Nachwuchs erzeugt wird, der an neue Umweltbedingungen besonders gut angepasst sind.
Fakt ist: nahezu alle Organismen pflanzen sich geschlechtlich fort. Evolutionsbiologisch sei dies nun kaum erklärlich, weil die geschlechtliche Fortpflanzung im Vergleich zur ungeschlechtlichen, dem Klonen oder der Teilung, scheinbar keine Vorteile schafft.
Warum aber das Rädertierchen den Nachweis bringen muss…? Vorerst mal deshalb, weil sich an ihnen erkennen lässt, dass Lebewesen, die sich an veränderte Umweltbedingungen anpassen müssen, die geschlechtliche Fortpflanzung erhöht, indem Nachkommen produziert werden, die an die veränderten Bedingungen besonders gut angepasst sind.
Und so weisen Rädertierchen die Besonderheit auf, dass sie in der Lage sind, zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung zu wechseln. Aha…?!
Dies geschieht wohl häufiger, wenn sich ihre Umweltbedingungen ändern. Wird dann auch noch die Futtergabe verändert, ist erkennbar, dass eine Population unter veränderten Umweltbedingungen vermehrt in geschlechtliche Fortpflanzung investiert und durch das Mischen von Genen neue Genotypen produziert, die besonders gut an die Bedingungen angepasst sind.
Sind dagegen die Umweltbedingungen stabil, nimmt die Sex-Rate wieder ab und auch die ungeschlechtliche Fortpflanzung, bei der der Gen-Pool der Mutter 1 zu 1 übertragen wird, wieder zunimmt und fitteste Nachkommen produziert.
Die Gesellschaft hat sicher nicht gerade drauf gewartet, aber eine der ältesten Hypothesen der Evolutionsbiologie scheint bestätigt:
Sex lohnt sich, weil nur so genetische Variationen erzeugt werden, die dann nötig sind, wenn sich Populationen an neuen Umweltbedingungen orientieren müssen.
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