Mitbürger mit Migrationshintergrund lernt man wohl am besten dann kennen, wenn man geneigt ist, sie zunächst mit sich selbst auf einer Stufe zu betrachten. Bleibt die Frage, wer dann nach einiger Zeit die Treppe rauf oder aber eine Stufe nach unten rutscht. Nicht, weil sich der eine erhöht, sondern weil der andere eben doch (noch) nicht auf die selbe Stufe gehört.
Eine freche und anzügliche Feststellung, doch könnte das sogar etwas mit der berühmten Kehrwoche, mit der Mülltrennung, mit dem Soziallärm oder auch mit der Bedeutung von Werktag und Sonntag zu tun haben.
Die nachbarlichen Lebenswelten sind in Deutschland weitaus vielfältiger und differenzierter als allgemein angenommen. Dazu bedarf es nun nicht zwingend einer Milieu-Studie, wie sie von Sinus Berlin als „Lebenswelten von Migranten“ (November 2008) vorgestellt wurde. Manchmal reicht individuelle Beobachtung; gleichermaßen gesichert und für den Einzelfall repräsentativ.
Wissenschaftlich und soziologisch reicht das Spektrum allerdings vom vor-modernen, bäuerlich geprägten Milieu über gesellschaftliche Aufsteiger, vom Befürworter individueller Selbstverwirklichung und Emanzipation bis hin zu Menschen, die sich nicht anpassen wollen und unter Entwurzelung leiden.
„Ausländer“ in der Kleinstadt
Auch in der Kleinstadt fallen Migration und Integration bisweilen deutlich auseinander. Denn bei Menschen mit Migrationshintergrund geht es eigentlich nicht um die Gesamtheit einer ethnisch einheitlichen Gruppe, sondern im Einzelfall um Zuwanderer oder einfach nur um ausländische Mitbürger, die dem weit verbreiteten Klischee vom integrations-unwilligen Mitmenschen mit Tatsachen entsprechen. Und wer zwei oder gar Großfamilien aus dem südost-europäischen Raum in naher Nachbarschaft hat, bisweilen durch gelungene Finanzierung ins Eigentum an einem Altbau geraten, der kann hautnah erfahren, dass Einzelne aus der nationalen Gruppe eine unangenehme, weil auffällig und bisweilen ungezogene Rolle spielen.
Migrante Nachbarn contra Leitbild
Unterstellt, dass die meisten Einzelpersonen oder Familien sich wie die übrige Bevölkerung an modernen, gebildeten und beruflich wie gesellschaftlich erfolgreichen Leitbildern orientieren, können allein schon zwei oder drei Familien beweisen, wie egoistisch „migrante Nachbarn“ ihre bisherige, und eben nun mal fremde Lebensauffassung und Lebensweise auch in Deutschland praktizieren wollen.
Bürger und Einwohner, Mitmenschen oder Mitbewohner unterscheiden sich dann doch nach ethnischer Herkunft und sozialer Lage und damit zu oft auch nach ihren Wertvorstellungen und Lebensstilen. Die Werte und Vorstellungen des ‚Gastarbeiters‘, des Einwanderers oder Übersiedlers sind dann auch oft icht die des Ziel-Landes. Dabei wird dann nicht mal der Einfluss religiöser Traditionen überschätzt, aber auf besondere Weise wahrgenommen. Sind Befragte auch der Meinung, Religion sei reine Privatsache, kann schon der geplante Bau einer Moschee lebhafte bis heftige lokale Diskussionen auslösen.
Fladen backen und Teppiche waschen
Dass Angehörige einer zahlenstarken ethnischen Gruppe sich „aktiv einfügen“, ohne ihre kulturellen Wurzeln zu vergessen, glaubt derjenige nicht, der es vor Augen hat: Matratzen, Hauswäsche und Teppiche, die zu allen Zeiten und auch an Feiertagen übern Zaun und Balkon hängen; Viel-Frauen-Back-Nachmittage am Fladen-Ofen in der Garage, die das gesamte Wohnquartier über sämtliche offenen Fenster mit Backduft überflutet, überquellende Müllgefäße und wöchentliche Grill-Events mit rücksichtslosem Sozial-Lärm… Fast vergessen, die hoch-tourig praktizierten Auto-An- und -Abfahrten mit Bass-Booster-Sound der Migranten-Jugend.
Wer also beklagt sich über Diskriminierung und Ausgrenzung beklagen, wenn angemessener Umgang in der „neuen Heimat“ gar nicht praktiziert wird, obwohl man dort wohnen will, wo Herr Mustermann sich seit Jahrzehnten pfleglich um seinen Vorgarten kümmert.
Deutsch ? – Fehlanzeige!
Und so ist sie nicht so groß wie beschrieben und als gegeben reklamiert, die Integrationsbereitschaft samt des angeblich uneingeschränkten Integrationswillens. Bei 18 Prozent fehlt dann auch der Wunsch, dass Deutsch die Umgangssprache im Freundes- und Bekanntenkreis sein solle und könne. Dass gar die Mannsbilder in den Familien mal Hand anlegen in Haus, Hof oder Garten, ist als partnerschaftliche Aufgabenteilung auch unter Mitbürgern süd-ost-europäischer Herkunft eher nicht zu erwarten. Viel eher lockt schon mal das Kartenblatt im Kaffee-Haus.
Fazit: Integrationswille….recht und gut! Aber eben nicht überall….Und Fehler und Mängel sind eben nun mal auffälliger als die günstigen Fakten einer sozialen Harmonie.
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