Irgendwo konnte man mal lesen: „Arbeit adelt“ ! *) – Spätestens mit der Meldung zur Altersarmut im September 2012 ist überaus deutlich geworden: Immer mehr Erwerbstätige müssten deutlich länger arbeiten, um eine Rente ohne Abschläge zu erreichen, weil ihnen ansonsten der normale Rentenanspruch nur zur Altersarmut gereicht. Wer aber schafft das in 40 Jahren – von 20 bis 67 – oder auch knapp weniger…?
In einigen Berufen ist es kaum möglich, über das gesamte Arbeitsleben leistungsfähig zu bleiben; was besonders für die Bauindustrie gilt. In diesem Zusammenhang hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) „alterskritische Arbeitsbedingungen“ und Risiko-Indikatoren für Berufe mit „begrenzter Tätigkeitsdauer“ untersucht.
Besonders stark sind die Probleme in der Bauwirtschaft. Hier nämlich liegen viele hochgradig physisch belastende Faktoren vor. Noch sind in der Branche etwa 25,5 Prozent der Beschäftigten über fünfzig Jahre alt und das sind dann auch deutlich weniger als in der Gesamtwirtschaft mit 28,6 Prozent.
Arbeitsinhalt des Projekts war es, unter den 22 Berufen des Bauhauptgewerbes die besonders alterskritischen Tätigkeiten zu identifizieren und für diese nach Alternativen für ältere Beschäftigte in einem „zweiten Beruf“ zu suchen.
Körperlich im erlernten Job nicht bis zur Rente arbeiten zu können, liegt dann vor allem an den
Mehrfach- Risiken, wie arbeitsbedingte Erkrankungen, am Mangel an Weiterbildungsmöglichkeiten und an einer altersungeeigneten Arbeitsumgebung.
Schwer und anstrengend wird in den Ausbauberufe Dachdecker, Zimmerer, Stuckateure oder Fliesenleger gearbeitet, was langfristig zu körperlichem Verschleiß führt.
Dass Maurer und Betonbauer auch mit 60 noch arbeiten (können), erklärt sich dann damit, dass viele Ältere Poliere oder Vorarbeiter sind, die mehr koordinieren und weniger körperlich belastet sind. Nicht jedem ist jedoch vergönnt, dem Altersrisiko mit frühzeitigem Tätigkeitswechsel zu begegnen oder beruflich aufzusteigen.
Maschinen statt Körper
Eine langfristige Arbeitsfähigkeit könnte im Tiefbau bei Gleis- und Straßenbauer gegeben sein, weil hier der Maschineneinsatz entlastet, was auch für Baumaschinenführer gilt, wenn dies im „zweiten Beruf“ interne umgesetzt wurden, um eben Ältere und leistungsgeminderte Mitarbeiter im Betrieb halten zu können.
Doch eine systematische Vorbereitung für einen ‚zweiten Beruf‘ ist nicht zu erkennen: nicht für Gerüstbauer, Maurer, Betonbauer, Dachdecker und nicht für Zimmerer.
So konnte die Studie nur mal erste Ergebnisse des Projektes „Gestaltung inner- und überbetrieblicher Erwerbsverläufe in der mittelständischen Bauwirtschaft“ aufzeigen, weil auch Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hierfür gefördert hatte.
Noch sind also altersbedingte Probleme – auch in Stehberufen wie im Handel, der Pflege oder im Gesundheitswesen – nicht gelöst.
*) Das Theaterstück Arbeit adelt von Detlev von Liliencron erschien 1887.
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