… man muss es auch besitzen?!
Mit Geld kann man motivieren – den Briefträger, den Neffen, den Handwerker, den Müllwerker. Moneten, Penunze oder Kröten – ein Mehr an Geld hebt die Stimmung, auch wenn man es zunächst verdienen muss. Da spielt es zunächst keine Rolle, wenn der Geldwert sich schnell wieder verflüchtigt, weil die Inflation die zunächst gestiegene Kaufkraft wieder aufzehrt. Insgesamt ein Phänomen, in der Wirtschaftstheorie als ‚Geldwertillusion‘ bezeichnet, – eine nicht rationale Eigenheit des Gehirns, wie es Forscher in Bonn erkannt haben wollen.
Individuell reagiert die Belohnungsregion im Hirn viel stärker auf große Zahlen und hohe Summen als auf kleinere, auch wenn dem Probanden völlig klar ist, dass der wirkliche Wert für beide gleich ist. Diese Fehleinschätzung beeinflusse wirtschaftliche Prozesse relativ stark, was dazu führe, dass es möglich wird, die Wirtschaft durch eine erhöhte Geldmenge über die Zentralbanken anzukurbeln.
Zwei Dutzend Freiwillige ließen sich für die Studie in den Magnet-Resonanz-Tomographen schieben, wo sie in der Röhre leichte Aufgaben zu schätzen hatten. Die richtige Antwort bedeutete jeweils einen Bonus an Geld, mit dem Waren aus einem Katalog zu kaufen waren. Zwei Verhaltensmuster bestimmten die Entscheidungen der Kandidaten: manche bekamen mehr für ihre Antworten, doch waren ihre Preise im Katalog höher. Andere bekamen nur die halbe Vergütung und mussten weniger bezahlen, wobei auch deren Aktivität der Gehirne gemessen wurden.
Das überraschende Ergebnis: Obwohl alle Teilnehmer die Szenarien zuvor wussten, dass sie sich in beiden Situationen dasselbe würden leisten können, war signifikant festzustellen, dass bei Niedriglohn eine bestimmte Hirnregion weniger aktiv war als bei den Entscheidern in der Hochlohn-Testgruppe. Entscheidend dafür: der prä-frontale Cortex, ein Areal, das unter anderem Sinneseindrücke und Erinnerungen mit Emotionen koppelt und das für erwartete Belohnung sowie für die die subjektive Bewertung von Gütern zuständig ist. Insgesamt eine Hirnfunktion, die das Individuum bei positiven Erlebnissen in Hochstimmung versetzt.
Hatten viele Wirtschaftswissenschaftler angenommen, dass die Geldwertillusion nicht bestehe, wurden sie eines Besseren belehrt. Dies nun bedeutet für die Wirtschafts-Soziologie und für die Einschätzung von Menschen, dass beim Geld nicht zwingend der reale, sondern der nominale Wert die entscheidende Rolle spielt. Eine Verführung durch große Zahlen also, die als Tendenz auch Phänomene wie das Spekulationsverhalten bestimme oder auch fälschlich und vom tatsächlichen Wert abweichend die Marktbedeutung von Aktien bewerte. Na, dann: An der Börse wird halt doch nicht geklingelt…
Schreibe einen Kommentar